Vom Streben und Versagen

Die ungeschminkte Wahrheit über Olis Strebenbruch und welche Konsequenzen wir daraus ziehen sollen und müssen – eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung

Was war geschehen:

Wir schreiben Montag den 16.07.2012. Wie immer startet eine Memmenschar zu Ihrer Montagsrunde. Diesmal wurde das Stadtmauerfest in Freinsheim als Ziel ausgewählt. Hurtig, um keine Zeit zu verlieren, raste die Meute los. Angeführt von Vater Kurt strebten die Memmen mit Highspeed der kühlen Schorle zu. Nachdem der Elektrolythaushalt wieder in Ordnung gebracht war, trat man munter die Heimreise an. Auch hier war Tempo und Geschwindigkeit die alles bestimmende Komponente.

So erreichte man relativ früh Mutterstadt. Hier spaltete sich die Gruppe auf. Oli, Steffen und ich bogen ab und fuhren gen Limburgerhof. Hielt die Kleingruppe zunächst noch gut zusammen, so zog Oli plötzlich an der Brücke nach Neuhofen zum Badeweiher das Tempo stark an. Diesen Moment kann man bei Oli gut beobachten, da er kurz vor einem starken Antritt die Knie zusammendrückt, um dann wie ein abgefeuertes Geschoß von dannen zu ziehen. In diesem Fall jedoch konnte man schön erkennen, wie das Hinterrad sich um mehrere Grad aus der Laufrichtung heraus zur Seite drehte um dann bei nachlassendem Pedaldruck in seine Ausgangsposition zurückzukehren. Die Kettenstrebe war unter der Belastung gebrochen. Gottlob kam es zu keinem Unfall oder Sturz, so dass sich der Schaden nur auf materielle Güter beschränkte.

Wie konnte das geschehen:

Die nackten Fakten:

Geschwindigkeit: 28,8 km/h
zurückgelegte Strecke: 480 m/min
Trittfrequenz: 60 U/min
eingelegter Gang: großes Blatt (44 Zähne), Ritzel (28 Zahne): 8 m/U
aufzuwendende Leistung: 700 Ws = 700 Nm

Da aber diese Leistung nicht kontinuierlich aufgebaut wurde, sondern ein starker Antritt erfolgte, kann man davon ausgehen, dass Oli rund 1000 Ws als Impuls getreten hat. Dies entspricht bei einer Trittfrequenz von 60 U/min einer Kraft von 1000 Nm. Dies musste zwangsläufig zu einem Bruch derselben führen.

Hätte Oli aber frühzeitig zurückgeschaltet und einen kleineren Gang gewählt (z.B. mittleres Kettenblatt und mittleres Ritzel), so hätte er gemäß des allgemeinen Kraftgesetzes Arbeit = Kraft * Weg und Leistung = Arbeit / Zeit nur etwas schneller treten müssen um die gleiche Leistung, sprich Geschwindigkeit bei geringerem Kraftaufwand zu erreichen.

In unserem Falle:

Geschwindigkeit: 28,8 km/h
zurückgelegte Strecke: 480 m/min
Trittfrequenz: 137 U/min
Zurückgelegte Strecke bei mittlerer Gangwahl: 3,5 m/U
aufzuwendende Leistung: 700 Ws = 700 Nm

Also würden bei einer Triffrequenz von 137 U/min = 2,3 U/s 304 Nm über das Pedal auf die Kettenstrebe gedrückt.

Unter Berücksichtigung dieser Fakten muss man also konstatieren, dass Oli ungefähr 3 mal soviel Kraft auf die Kettenstrebe gegeben hat als nötig. Somit trägt er selbst Schuld an dem Missgeschick. Bin mal gespannt wie Rose das sieht.

Aber: Was will uns das sagen:

Das Leben und der Wirkungsbereich einer Kettenstrebe kann durchaus als Synonym für die gesellschaftliche Stellung der Memmen angesehen werden. Wir sitzen weder an der Spitze der Gesellschaft und können entscheiden wieviel Druck nach unten gegeben wird, noch sind wir das Ende der Nahrungskette und müssen die Anweisungen von oben umsetzen und die Kraft auf den Asphalt bringen. Wir sind vielmehr die Vermittler zwischen den Denkern und den Arbeitern. Unser Job ist es den Druck von oben aufnehmen und im besten Falle wohl dossiert weiterzugeben. Dies geschieht idealerweise, wenn der Druck von oben nicht plötzlich und unvermittelt aufgebaut wird, sondern sich langsam steigert. In diesem Fall kann die gut geschmierte Kette hervorragen arbeiten und die Kraft fast reibungslos weitergeben. Im Ergebnis wird sich das Rad, bildlich gesprochen, schneller drehen. Wird aber von oben der Druck schnell und gnadenlos aufgebaut, so kann die Strebe diesen Druck nicht 1:1 weitergeben. Sie muss die ganze Energie aufnehmen. Es kommt zur Materialermüdung und im schlimmsten Fall zum Materialversagen. Übertragen auf unsere Gesellschaft sind dies Burn-out, Depressionen und Totalausfälle.

Daher möchte ich allen Mitgliedern der Gesellschaft zurufen:

Entschleunigt Euch !!!

Nur durch ein entschleunigtes Leben können alle Räder in der Gesellschaft harmonisch ineinander greifen und die Abläufe werden optimal funktionieren. Alles andere wird unweigerlich zu einer Zerstörung und zum Versagen einzelner Teile führen.

In diesem Sinne

Gute Nacht Freunde