Nachdem wir im letzten Jahr mit Fahrtwind die traumhaften Trails in Graubünden abgefahren hatten, stellte sich auch in diesem Jahr die Frage: Alpentour ja, oder nein, organisiert oder individuell geplant. Dirk entschied diese Frage für sich recht schnell. Er verkündete, dass er die Ötztal-Runde mit Fahrtwind buchen wolle. Nach kurzer Überlegung stand auch für mich fest, hier nehme ich teil. 3 Tage Ötztal, täglich rund 1400 Höhenmeter und rund 50 Kilometer – das sah nach Genuss-Tour aus.

 

So beschlossen wir also die Tour vom 15.08.14 – 17.08.14 zusammen in Angriff zu nehmen. Um erst gar keinen Stress aufkommen zu lassen, fuhren wir schon einen Tag früher ins schöne Ötztal.

Tag -1: 5-Dörfer Runde (30,56 km, 382 Hm)

Nachdem wir gegen Mittag unser Quartier in Ötz bezogen hatten, freuten wir uns, dass es entgegen aller Prognosen nicht regnete. Wir beschlossen eine kleine Einroll-Tour zu unternehmen. Wie eigentlich im ganzen Alpenraum fanden wir schnell eine sehr gut beschilderte Tour, der wir folgen konnten. Die 5-Dörfer-Runde. Gemütlich rollten wir an der von den Regenfällen aufgewühlten Ache entlang Richtung Inn. Nach den rund 5 Stunden Autofahrt eine tolle Sache. Da wir auch keine Eile hatten blieb noch genügend Zeit die Umgebung zu betrachten. Auf dem Rückweg, kurz vor Ötz, kamen wir an der sagenumworbenen Area 47 vorbei. Dabei konnten wir einem Profi beim Blobbing  zuschauen. Natürlich gönnten wir uns in dieser coolen Atmosphäre ein Bierchen und schauten fasziniert zu. Am frühen Abend trafen wir in unserer Pension ein und genossen den Ausklang des Tages in der jetzt sich zeigenden Abendsonne.

Die Pension Yuka ist im Übrigen sehr empfehlenswert. Preisgünstig und nur rund 100 m vom Startpunkt der Ötztal-Tour gelegen. Die Besitzer sind sehr nett und bei rechtzeitiger Anfrage wird die Fass-Sauna im Garten angemacht, so dass einem entspannten Abend nichts im Wege steht. Anfrage einfach an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Tag 1: Ötz – Schweinfurter Hütte (23,80 km, 1448 Hm)

Nach einem reichhaltigen Frühstück trafen wir ausgeschlafen und fit am Startpunkt der Tour ein. Gespannt schauten wir uns um, wer denn noch mit uns auf große Fahrt gehen wird. Nach und nach trafen die weiteren Teilnehmer ein und wurden mit großem Hallo begrüßt.

Lennart – Tour-Guide und Sprintkönig
Karin – das Powerpaket aus TBB
Meinolf – Toursenior und moralische Instanz
Elisabeth – die gute Fee aus dem Fahrtwind-Büro
Sylvia – Schokomonster mit Vorliebe für Kaiserschmarrn
Matthäus – der Tiroler Stier
Boris – die Kletterziege aus KA
Lorenz – das Downhill-Monster
Hans – der Mann mit dem Steifen ... Nacken
Dirk – Outdoormemme und Pussy-Cocktail-Schlürfer
Christian – Outdoormemme und Schreiberling

Nachdem nun alle beisammen und die Räder überprüft waren konnte die Tour starten. Leider war die Wetterprognose für den Tag eher schlecht. Man erwartete am Nachmittag Regen. Bei trüben Wetter starteten wir also. Da es tendenziell heute nur hoch gehen sollte, war es manchem gar nicht unrecht, dass die Sonne hinter den Wolken verwunden war und sich nur für kurze Momente zeigte. Schon jetzt war klar, dass die geführte Tour klasse werden würde. Statt einfach den Ötztal-Radweg Richtung Lengenfeld zu benutzen, scheuchte uns Guide Lennard über schmale Wege und Pfade. Die erste ernsthafte Steigung erwartete uns dann am Horlachtal, einem Seitental des des Ötztals. Es ging hinauf ins Bergdorf Niederthai zur Larstig Alm.  Am Stuibenfall Gasthof machten wir die erste Pause und genossen bei einem recht gestressten Wirt unser Mittagsmahl. Nachdem auch die Rechnung beglichen war – der Wirt warf einfach die Gesamtrechnung für den Tisch auf selbigen und verabschiedete sich mit der Entschuldigung, dass er keine Zeit habe die einzelnen Gäste abzurechnen – machten wir uns auf. Leider begann es just in diesem Moment zu schütten. In Regenklamotten gehüllt radelten wir an den Aussichtspunkt des Stuibefalls. Der Wasserfall ist normalerweise eine Sensation. Die Fallhöhe beträgt 159 m was ihn zu Tirols mächtigsten Wasserfall macht. Leider war unsere Begeisterung ob des Wassers welches aus den tief hängenden Wolken fiel etwas gedämpft. Von nun an führte unser Weg steil nach oben in Richtung Schweinfurter Hütte (2030 m). Der Regen hörte glücklicherweise auf und wir erreichten müde, aber glücklich die Hütte. Die erste Etappe war geschafft, es rief das erste Gipfelbier und der Ziel-Schnaps von Matthäus. Am Abend wurde extra für uns (?) gegrillt und mit saftigen Steaks und leckeren Salaten konnten wir den Abend genießen. Die Nacht im Matratzenlager war so dann doch erträglich. Kaum einer der Mitfahrer schnarchte.

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Tag 2: Schweinfurter Hütte – Gaislach Alm (45,47 km, 1453 Hm)

Der zweite Tag begann wie der erste Tag endete – mit Nebel und leichtem Regen. Allerdings durften wir die ersten 1000 Hm auf einer anspruchsvollen Abfahrt über Wiesen-, Wurzel- und verblockten Waldtrails genießen. Kurz vor Lengenfeld angekommen kam zum Glück die Sonne kurz zum Vorschein. Frohen Mutes machten wir uns auf den Adlerblick zu erobern. Bei schönstem Wetter erreichten wir den Aussichtspunkt und überblickten fast das ganze Tal. Und schon ging es wieder hinab nach Lengenfeld. Dort wartete schon das Mittagessen auf uns. Doch leider meine es Petrus nicht besonders gut mit uns. Es fing erneut an zu Schütten. Im strömenden Regen radelten wir gen Sölden. Der einzige Lichtblick war die von Lennart versprochene Espresso-Pause in Sölden. Tropfnass erreichten wir den berühmten Skiort. Doch schon nach dem ersten Espresso verzogen sich die Wolken und die Sonne schaute kurz zu uns hinunter. Schnell machten wir uns auf den Weg. Wobei schnell waren wir wirklich nicht. Mühsam quälten wir uns die blaue Piste hinauf. Steigung von rund 20% bremsen einen ziemlich aus. Doch zum Glück ging es nach den ersten 100 Hm etwas flacher weiter. Nur noch 600 Hm, kein Regen. Nach gut der Hälfte der Strecke nahm das Unglück dann doch seinen Lauf. Plötzlich hörte ich ein knarzendes Geräusch und die Kette verhedderte sich. Ein kurzer Blick nach unten – kein Stock im Antriebsstrang, Kette liegt noch auf dem vorderen Kettenblatt, scheinbar alles in Ordnung. Leicht nach hinten gekurbelt und weiter – doch das war der entscheidende Fehler. Die Kette war aus unerklärlichen Gründen hinten über das größte Ritzel hinaus in Richtung Speiche gesprungen Dirk erklärte später dass es sich um ein Ghost Shifting gehandelt habe. Nun ja, durch meinen beherzten Antritt wurde letztendlich die Kette ordentlich zwischen den Ritzeln und den Speichen eingeklemmt. Nichts ging mehr. Mit voller Kraft zog und zerrte ich an der Kette, nichts regte sich. Ich sah mich schon das Bike die letzten Höhenmeter hochtragen. Zum Glück kamen Dirk, Meinolf und Lennart hinter mir. Gemeinsam schafften wir es mit diversem Werkzeug die Kette aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Schnell wurde noch die Schaltung von Dirk und Lennart eingestellt und schon konnte es weiter gehen. So erreichte auch ich fahrend unsere Hütte, die Gaislach Alm (1972 m). Auch hier wurde zuerst das obligatorische Gipfelbier genossen, während wir anschließend unsere geschundenen Muskeln in der Sauna entspannten. Wellness pur. Am Abend nach einem leckeren Abendessen saßen wir noch lange zusammen. Bier, Pfiff und Schnäpschen machten die Runde. Manch einer verfiel sogar dem Aperol Spritz...

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Tag 3: Gaislach Alm – Ötz (52,59 km, 977 Hm)

Nach einer kurzen Nacht war das Erwachen eine Freude. Die Sonne strahlte! Es war zwar saukalt an diesem Morgen, aber es war auch keine Wolke zu sehen. Heute sollte es tendenziell nur noch bergab gehen. Nach dem Frühstück standen wir also alle in der wärmenden Sonne und freuten uns auf den letzten Tag. Doch vor die Abfahrt hatte Lennart zuerst noch die Auffahrt gestellt. Gute 200 Hm quälten wir uns hinauf und was dann folgte war die Bombe. Ein herrlicher Höhenweg führte uns nach Hochsölden. Von dort konnten wir einen schmalen, extrem steilen Trail nach Sölden hinunter sehen. Mit heißen und dampfenden Bremsen fuhren wir den Trail hinab. Wurzeln und Steine erschwerten den Downhill. Einfach phantastisch. Von Sölden radelten wir zurück nach Lengenfeld. Es stand der letzte 400 Hm-Anstieg zur Wurzberg Alm auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein radelten wir los. 13 Spitzkehren und 30 min später erreichten wir die Alm. 400 Hm in knapp über 30 min – ich konnte stolz auf mich sein. Nach und nach trudelte der Rest der Truppe ein, alle mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Wir saßen in der Sonne und genossen unser Mittagsessen. So machte es richtig Spass. Doch leider mussten wir weiter. Über eine schnelle Abfahrt, die zum Teil auf der Skeletton-Bahn stattfand erreichten wir schließlich wieder den Ausgangspunkt Ötz. Die Tour war zu Ende.

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Fazit:

Die Tour war super, trotz des zum Teil schlechten Wetters. Tourguide Lennart war klasse. Er hatte immer alles im Griff, kannte jeden Weg und konnte schon im Vorfeld auf die uns erwartenden Schwierigkeiten im Downhill hinweisen. Auch waren seine Aussagen zu den noch zu fahrenden Höhenmetern, der Streckenlänge und vor allen der Ankunftszeit perfekt. So konnte man sich seine Kraft perfekt einteilen.

Die Gruppe war super, lauter nette Leute. Besonders überrascht war ich von Karin, die sowohl bergauf, als auch bergab voll mithalten konnte. Sie ist für mich ein Vorbild. Aber auch alle anderen Jungs und Mädels waren toll. Es gab kein Gemeckere über die Strecke, das Tempo oder das Wetter. Vielleicht treffen wir uns auf der ein oder anderen Tour wieder. Ich würde mich freuen.

Die Organisation der Tour war perfekt. Der Gepäcktransport funktionierte reibungslos. Die Strecke war ein Traum. Der Asphalt-Anteil war minimal. Eigentlich hab ich nur bei der Überquerung der Strasse und durch Sölden hindurch auf Asphalt fahren müssen. Der Rest war Schotter und sehr, sehr viel Trail (vor allen bergab). Das hat richtig Spaß gemacht.

Ich denke, dies war bestimmt nicht meine letzte Tour mit Fahrtwind. Ich freu mich schon auf die nächste Tour.

Ach ja, trotz des Wetters sind alle heil wieder angekommen. Den Ötzi haben wir nicht gesehen.