Im ersten Moment hört sich der Titel wie eine Seifenoper von Rosamunde Pilcher an. Doch wir fanden tatsächlich schöne Landschaften, herrliches Wetter und nette Leute in Mittenwald bei unserer Biketour.

Doch der Reihe nach. Schon lange gibt es im Memmenkreis heftige Diskussionen, wo man besser in den Alpen biken kann. Nord- oder Südalpen ist hier die Frage. In die Nordalpen ist man rasch hingefahren. Südlich des Alpenhauptkamms ist das Wetter jedoch meist besser. Nun beschlossen wir in diesem Jahr mal alle Vorurteile über den Haufen zu schmeißen und das Karwendel zu besuchen. Und nicht nur das, wir beschlossen auch auf Karte und Kompass zu verzichten und uns von einem Navi leiten zu lassen. Schöne Aussichten waren das....

Am 08.09.16 machten wir uns auf die Reise. Mit von der Partie waren:

  • Oli
  • Karl
  • Steffen
  • Andreas
  • Schlotti und
  • Christian

Auch in diesem Jahr waren alle Mitfahrer etwas nervös ob des eigenen Leistungsstands im Vergleich zur Gesamtgruppe. Es stellte sich heraus, dass die Kollegen Andreas, Karl und vor allem Schlotti extrem fit waren. Aber auch der Rest hatte im Sommer nicht nur am heimischen Grill die Zeit verbracht, sondern die eine oder andere Tour gefahren.

 

Tag 1: Walchensee-Runde

Tour: Mittenwald – Schmalensee – Tennsee – Krün – Wallgau – Sachensee – Einsiedl – Walchensee – und wieder zurück

65,06 km, 2h 59min, Durchschnitt 21,75 km/h, 467 Hm

Wir kamen um die Mittagszeit am zentral gelegenen Hotel Post an. Da unsere Zimmer noch nicht frei waren, bekamen wir kurzerhand die Erlaubnis unsere Taschen im Besprechungszimmer abzulegen. Rasch schlüpften wir in unsere Bikeklamotten und standen 12:30 Uhr abfahrtbereit vor der Tür. Heute sollte eine kurze Einroll-Tour zum Walchensee stattfinden. Schnell waren die Navis programmiert und es konnte los gehen. Die Tour führte uns aus Mittenwald hinaus Richtung Krün und Wallgau. Von dort aus führte uns unser Weg in ein schmaleres Seitental direkt nach Einsiedl zum Walchensee. Der Tacho zeigte zwar erst 18 Kilometer, aber schon mehr als 100 gefahrene Höhenmeter und das obwohl der See auf einer Höhe 800 m liegt und Mittenwald bei 923 m. Schnell war uns klar, dass wir hier noch nicht Pause machen konnten. Die Umrundung des Sees stand jetzt noch an. Waren wir zunächst eher gemütlich zum See geradelt, wurde plötzlich das Tempo hochgezogen. Mit jetzt ordentlichem Tempo fuhren wir zunächst auf einem Trail los. Leider endete dieser Trail nach 5 km und wir mussten auf der viel befahrenen Strasse (B11) radeln. Nach 6 km ging glücklicherweise wieder ein Trail am Seeufer ab und wir konnten den Rest in Ruhe fahren. Da die Temperaturen die 30°C Marke erreichten, beschlossen wir einen Badestopp einzulegen. Schnell war ein abgelegenes Plätzchen gefunden in dem wir unsere müden Körper abkühlen konnten. Andreas, unser Gutmensch, verzichtete auf die wohltuende Erfrischung und bewachte am Ufer die Räder. Der See ist übrigens glasklar, man kann bestimmt 10m tief sehen. Die Wassertemperatur war eigentlich ganz gut, also nicht allzu kalt. Nach dieser Erfrischung ging es weiter und schon bald erreichten wir wir Einsiedl. Die Umrundung des Sees betrug 27 km, jetzt hatten wir uns ein Bierchen verdient. In der Sonne am Seeufer sitzend konnten wir dann den Start der Tour genießen. Doch wir mussten ja auch noch zurück. Für den Rückweg nahmen wir praktisch den gleichen Weg und erreichten schon bald wieder unser Hotel in Mittenwald.

Übrigens: Der Walchensee ist einer der tiefsten (max. Tiefe: 190 m) und zugleich mit 16,4 km² auch einer der größten Alpenseen Deutschlands. An seinem Ufer wurde für den Film „Wickie und die starken Männer“ von Bully Herbig das Dorf Flake aufgebaut.

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Tag 2: Karwendel-Runde

Tour: Mittenwald – Scharnitz – Karwendelbach – Karwendelhaus – Hochalmsattel – Ahornboden – Johannestal – Hinterriss – Brandelalm – Vereiner Alm – Mittenwald

72,2 km, 4h 46min, Durchschnitt 15,13 km/h, 1767 Hm

Am zweiten Tag stand die Königsetappe auf dem Plan. Wir wollten die Karwendelrunde in Angriff nehmen. Die Wetterprognose war super, wir waren fit und so sollte der Umrundung des Karwendelgebirges nichts im Wege stehen. Pünktlich um 9 Uhr morgens starteten wir in Richtung Scharnitz. Nun hatten wir die Grenze nach Tirol überschritten. Wir fuhren immer entlang des Karwendelbachs auf der „Via Alpina“, einem gut zu fahrenden Trail mit moderater Steigung. Leider zeigte sich jetzt, dass das Bike von Andreas, welches er zur Wartung zu Canyon eingeschickt hatte, wohl von einem Azubi aus dem ersten Lehrjahr gewartet wurde. Mehrfach übersprang die Kette das größte Ritzel und verklemmte sich zwischen Ritzel und Speiche. Sehr ärgerlich, Andreas kochte... Zum Glück aber war er so fit, dass er den kleinsten Gang nur sehr selten brauchte und so konnte er dann doch die Auffahrt zum Karwendelhaus genießen. Zur Mittagszeit erreichten wir dann unser erstes Etappenziel, das Karwendelhaus auf 1790 m. Die ersten 30 km und 900 Höhenmeter waren gemeistert. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit für ein leckeres Mittagsmahl. Danach stand erst einmal die Abfahrt im Zentrum. Nachdem wir das Dach der Tour, den Hochalmsattel mit seinen 1803 m Höhe überwunden hatten, fuhren wir über die Schotterpiste hinab zum kleinen Ahornboden (den großen Ahornboden gibt es natürlich auch, den haben wir aber nicht erreicht) und weiter über das Johannestal (1000 m) und dem Schluchweg zur KarwendelloipeHinterriss-Eng und kamen schließlich in Hinterriss (940 m) an. Leider meinte Schlotti, dass die Abfahrt auf 2 Rädern wenig spannend sei. Er beschloss, ganz im Sinne der Motorradfahrer mit schleifendem Knie die Kurven zu nehmen. Doch Schotter verzeiht diesen Übermut natürlich nicht und mit einem üblen Schlag legte er sich direkt vor Steffen in den Weg. Glücklicherweise hatte er nur eine kleinere Schürfwunde am Ellbogen und Knie und konnte ohne weitere Experimente weiterfahren. Wir hatten auf 20 km Wegstrecke die kompletten Höhenmeter verballert. Nun stand die zweite Steigung hoch zur Vereiner Alm an. Gemütlich radelten wir los doch auf einmal war der Weg weg. Vor uns lag ein Trümmerfeld aus großen und sehr großen Gesteinsbrocken, dazwischen floss ein Bach, mal breit und langsam, mal schmal und schnell. Die ersten Memmen kletterten soweit über behelfsmäßig errichtete Brücken und Stege und versuchten dieses Hindernis mit trockenen Füßen zu überwinden. Steffen hingegen scheute nicht das Risiko. Mit gewaltigem Krafteinsatz durchquerte er die Fluten mit dem Bike. Leider war der Bach an dieser Stelle so tief,dass er doch nasse Füße bekam. Aber er erhielt auch den Respekt der anderen. Nachdem dieses Obstacle überwunden war, machte uns Oli immer mehr sorgen. Im Karwendelhaus stärkte er sich mit fettigem Kaiserschmarrn. Und genau dieser wollte mit Macht seinen Körper wieder verlassen. Aber Oli, der Meister der Körperbeherrschung schaffte es. Mit dem letzten Tritt erreichte er die Vereiner Alm (1420 m), übergab sein Bike und war weg. Die übrigen Memmen genossen ein alkoholfreies Bier in der Sonne und genossen die wohltuende Wärme. Bis hierher hatten wir schon 65 km in den Beinen. Von der Vereiner Alm ging es dann hinunter Richtung Aschaualm und wieder zurück nach Mittenwald. Die Königsetappe war gemeistert, die Helden hatten ihre Belohnung redlich verdient.

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Tag 3: Tour zur Halleranger Alm

Tour: Mittenwals – Scharnitz – Hinterautal – Kastenalm – Hallerangeralm – und wieder zurück

55,7 km, 3h 38min, Durchschnitt 15,27 km/h, 1029 Hm

Der dritte Tag sollte uns gemütlich zur Halleranger Alm führen. Tourguide Oli gab uns am Vortag die Info, dass wir nur einen Anstieg hätten und die Tour 55 km und rund 1000 Höhenmeter hätte. Ein Witz dachte ich mir und überlegte einfach Weizenbier statt Wasser in die Trinkblase zu füllen. Zum Glück habe ich diese Idee aber nicht umgesetzt. Auch am dritten Tag standen wir pünktlich um 9 Uhr abfahrbereit vor dem Hotel. Da Andreas am Vortag doch einige Probleme mit seiner Schaltung hatte und auch Karls Schaltung langsam die Lust zu verlieren schien, machten wir noch schnell einen technischen Service. Es stellte sich heraus, dass bei Karl das Schaltauge verbogen war. Schnell war das Ersatzteil eingebaut und schon funktionierte alles wieder prima. Aber dummerweise zeigte sich jetzt seine Bremse von der schlechtesten Seite. Hier war die Bremswirkung tatsächlich bei Null. Da half nichts mehr, Karl brauchte ein Ersatzbike. Bei Andreas hingegen versuchten wir die Endanschläge einzustellen aber irgendwie funktionierte nichts. Und dann plötzlich bemerkte Andreas, dass der Umwerfer nur leicht angezogen war und das Teil mächtig Spiel hatte. Nachdem die Schraube nun fest angezogen war, klappte auch die Einstellung der Schaltung problemlos. Nun war das erste Problem gelöst. Aber auch für Karl hatten wir eine Lösung. Am Bahnhof konnte er sich recht günstig ein Bike leihen. Erleichtert machten wir uns nun auf den Weg. Wir fuhren den schon bekannten Weg Richtung Scharnitz. Statt wie am Vortag links Richtung Karwendelbach und Via Alpina abzubiegen, fuhren wir nun ins Hinterautal entlang der jungen Isar. Überraschenderweise war der Weg fast eben. Wo waren die Höhenmeter versteckt? Nach 22 km erreichten wir schließlich die Kastenalm (1220 m). Nun gut, das waren bis hier erst 300 Hm. Da fehlten uns doch tatsächlich nur noch 700 Hm auf rund 3 Kilometer. Mir schwante böses. Jetzt war ich froh, dass meine Trinkblase mit Wasser und nicht mit Bier gefüllt war. Zügig ging es um eine weitere Kehre und dann kam die Gewissheit. Jetzt wird es übel. Direkt vor uns eine Wand. Fast senkrecht ging es hinauf. Kleinster Gang eingelegt, die Kräfte mobilisiert und optimistisch in die Pedale getreten. Das Ende der Steigung konnte man leider nicht genau sehen, da der Weg dann doch eine Kurve machte. Das Ziel war klar, mindestens bis zu dieser Kurve wollte ich fahren. Das Scheitern war klar, kam aber dann doch unerwartet früh. Schon nach wenigen Metern war Schluss mit treten. Bei einer Steigung von 26% war dies aber auch irgendwie klar. Wie schön wäre jetzt ein E-Bike gewesen. Wir begannen mit dem Aufstieg. Recht bald schlossen wir auf eine Gruppe Mädels auf, die zusammen über einer Karte gebeugt standen und den Weg suchten. Natürlich konnten wir nicht anders, wir mussten helfen und fragten nach. Die Mädels sagten, dass sie zum Karwendelhaus wollten, aber wohl den Abzweig verpasst hätten. Jetzt wollten sie sehen, ob es da irgendwo einen Übergang gäbe. Leider mussten wir die Damen mit der schonungslosen Wahrheit konfrontieren. Der Weg zum Karwendelhaus führte von diesem Punkt über die rund 2700 m hohe Ödkarspitze und war somit nicht zu machen. Die Damen mussten wohl oder übel bis nach Scharnitz zurück um in das Karwendeltal zu kommen. Ich hoffe doch sehr, dass die Mädels noch gut an ihrem Ziel angekommen sind. Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging es weiter den Berg hinauf. Nach 1,5 Kilometern des Wanderns erreichten wir das Ende der brutal steilen Passage. Wir hatten auf diesen 1,5 Kilometern gut 300 Höhenmeter erklommen. Jetzt konnten wir auch wieder einigermaßen fahren. Wir kamen dann über das Hallerangerhaus (1786 m) zur Hallerangeralm auf 1754 m. Hier konnten wir uns bei einer stärkenden Mahlzeit erholen. Zurück ging es denselben Weg. Jedoch machten wir noch einen kurzen Stopp am Isarursprung. Am späten Nachmittag rollten wir schon wieder in der Fußgängerzone in Mittenwald ein.

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Tag 4: Oberbrunn Alm

Tour: Scharnitz – Hinterautal – Kreidegraben – Oberbrunn Alm – Gießenbach – Scharnitz

18,7 km, 1h 35min, Durchschnitt 11,76 km/h, 611 Hm

Der letzte Tag stand schon im Fokus der Heimreise. Wir wollten eigentlich nur noch eine kleine Runde zum Abschluss drehen. Am Vortag hatten wir an der Kastenalm einen Biker getroffen, der uns von der Oberbrunn Alm vorschwärmte. Diesen Tipp nahmen dankend an und beschlossen die Oberbrunn Alm als Abschluss zu besuchen. Um etwas Zeit zu sparen fuhren wir mit dem Auto nach Scharnitz (1000 m) und starteten von dort. Wie gewohnt führte unser Weg zunächst ins Hinterautal. Doch schon nach 2 Kilometer verließen wir den Isar-Trail und bogen rechts in den Kreidegraben ab. Der Weg führte mit einer moderaten Steigung nach oben. Schon nach 9 Kilometern erblickten wir die Oberbrunn Alm (1507 m). Schnell waren die Bikes abgestellt und ein schöner Platz im Freien in der Sonne gefunden. Kaum hatten wir unsere Rucksäcke abgelegt, kam auch schon die Hüttenwirtin aus dem Haus mit einem Tablett voller Schnapsgläser. Es war tatsächlich so, wie es uns berichtet wurde. Kaum nahm man Platz, bekam man schon den ersten Schnaps serviert. Natürlich sagten wir nicht nein. Lachend saßen wir in der Sonne und genossen die Wärme. Als Mittagsmahl gab es ein riesiges Käsebrot und als der Hüttenwirt kam, schenkte er allen Gästen gleich noch einmal einen Schnaps nach. So etwas habe ich in den Alpen noch nie erlebt. Doch auch hier war Vernunft geboten. Wir wollten schließlich noch nach Hause fahren. Und so nahmen wir schweren Herzens Abschied von der urigen Alm und fuhren hinab nach Gießenbach und kamen schon bald wieder in Scharnitz an.

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Noch ein kurzes Wort zu unserer Unterkunft. Wir hatten uns in Mittenwald im Post-Hotel eingemietet. Dieses Hotel können wir ausdrücklich empfehlen. Hier wurden wir als Biker super behandelt. Wir durften uns am Anreisetag im Konferenzzimmer umziehen und konnten auch dort unsere Sachen verschlossen liegen lassen. Die Zimmer sind super, die Frühstücksauswahl ist riesig. Viel Spaß hatten wir nach unseren Touren in der Sauna und im angeschlossenen Schwimmbad. Auch am Abreisetag konnten wir unsere Taschen im Konferenzzimmer abschließen und durften nochmal in der Sauna duschen. Vielen Dank dafür, hier kommen wir gerne wieder hin.

http://www.posthotel-mittenwald.de/

 

So, wir waren 4 Tage in Mittenwald und wie in den Rosamunde Pilcher Romanen waren wir verzückt von der Landschaft, den Leuten und den Trails. Natürlich hatten wir mit dem Wetter richtig Glück. Wie eigentlich immer war die Truppe sensationell. Jeder hilft jedem, wenn es ein Problem gibt, wir hatten richtig Spaß. Auf jeden Fall freu ich mich schon wie ein Schnitzel auf unsere nächste Alpentour, egal wo sie hingeht. Mit den richtigen Leuten und der richtigen Einstellung ist es überall toll.

Christian