Waren an der Müritz. 10:30. 18°C. Der Himmel ist stark bewölkt und es stürmt erbärmlich. Sollen wir wirklich bei diesem Wind zu einer Radtour aufbrechen? Und das obwohl die Wahrscheinlichkeit bis auf die Knochen nass zu werden bei gefühlten 173% liegt?

Die Antwort darauf ist ein klares Ja. Schließlich sind wir extra an die Mecklenburgische Seenplatte gereist, um die Landschaft auf dem Rad zu erkunden. Wir starten daher direkt am Jachthafen und laufen aus in Richtung Klink. Zunächst folgen wir der Promenade, staunen über prachtvolle Villen mit Wasserzugang und verlassen dann den Ort. Auf einmal fühlen wir uns wie in den Mangrovensümpfen Floridas: ein langer Holzsteg führt durch Sumpf und Moor, umwuchert von Schilf.

Der Radweg führt durch Waldstücke, bleibt dabei aber stets in Ufernähe, so dass sich Waldansichten mit Müritz-Seeblicken abwechseln. Am Schloss Klink wünschen wir uns allerdings eine Abordnung des Pfälzerwaldvereins her. Die Beschilderung ist dermaßen schlecht, dass wir unseren Abzweig nach Grabenitz verpassen. Daher müssen wir improvisieren und über Sembzin und einige Behelfswege wieder auf unsere Route nach Göhren-Lebbin rollen.

Dort treffen wir auf Golfer's Paradise: drei 18-Loch und zwei 9-Loch Plätze wurden in die Nähe eines Schloss-Hotels, einem Robinson-Club und vielen weiteren Unterkünften angelegt. Hier haben wir nun auch erstmal Blick auf den Fleesensee.

Der Wendepunkt unserer Tour liegt in Malchow, dem Ort an dem Fleesensee und Petersdorfer See aufeinander treffen. Gerade noch können wir die kleine Drehbrücke überqueren, als der Brückenmeister - wie zu jeder vollen Stunde - den Straßenverkehr zum Erliegen bringt. Die Drehbrücke gibt die Wasserstraße zwischen den beiden Seen frei. Die Schiffe fahren wie an einer Schnur aufgezogen durch die enge Passage. Es ist ein Schaulaufen unterschiedlichster Boote: Ausflugsdampfer, protzige Motorjachten, Segel- und Hausboote. Jedes passierende Boot muss den Wegezoll an den Brückenmeister im Vorbeifahren entrichten. Dazu wird den Skippern ein Säcklein am Metallstab entgegen gestreckt. Fast noch interessanter ist aber das Schaulaufen der Frauen an Bord.

Der Weg führt uns nun entlang der Nordroute des Fleesensees. Das Wasser ist nun nicht mehr zu sehen. Die ausgeschilderten Radwege erinnern stellenweise eher an Singletrails. Und hier fahren Radtouristen mit Holland- und Klapprädern lang?

Wir stellen fest wie unterschiedlich die Vegetation entlang unserer heutigen Route bisher war. Wir durchquerten Auenlandschaften, ebenso wir Kornfelder, deren Dimension noch an riesige LPGs aus DDR-Zeiten erinnerten. Unsere Reifen fraßen asphaltierte Straßen mit und ohne Schlaglöcher, ebenso wie geschotterte Radwege. Jetzt aber haben wir das Gefühl durch den Schwarzwald zu fahren. Die Nadelbäume stehen eng und sind extrem hoch gewachsen. Es fällt kaum Licht in den Wald. Dazwischen durchqueren wir immer wieder kleine Sahara-Treibsandwüsten.

Wir umrunden den Jabelschen See und fahren entlang des Kölpinsees zurück nach Waren. Zurück am Jachthafen zeigt der Tacho eine Strecke von 63 km an. Im Tagesverlauf hatten wir immer wieder den Eindruck, dass es kontinuerlich leicht  hoch und runter geht. Eine pure Illusion. Schließlich sind Seen flach und eine Seenplatte aus miteinander verbundenen Seen ohne Schleusen lässt doch den Verdacht aufkommen, dass das Land flach ist. Der Tacho ist hier aber anderer Ansicht und verrät uns, dass wir 388 Höhenmeter erstrampelt haben - für ein flaches Land ganz schön viel.

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Geschrieben von: Oliver
Kategorie: fern der Heimat