Wie alles begann
Mitfahrer waren die üblichen Verdächtigen:
|
Wie immer sollte natürlich auch noch ein passendes Tourshirt her:
|
Zusätzlich dabei:
- Matthias: einzige Nicht-Memme, buchte die Tour alleine, Benjamin der Gruppe
- Jochen: Bikeguide, Karten-Hero und Zugpferd
- Iris: Fahrerin des Begleitfahrzeugs, unsere preußisch gute Seele, versorgte uns mit Essen, Ersatzmaterial und mentaler Stärke
Der Tag der Anreise rückte näher. Die Zahl der Mails mit Anfragen zu Wetter, Kleiderordnung, Fahrzeiten und Materialmitnahme wurde täglich größer. Und dann ging es endlich los.
30.08.2011: Anreisetag
31.08.2011: Coredo – Male
Coredo: 865 Hm, 10:30 Uhr, 18°C, sonnig
Male: 771 Hm, 18:20 Uhr, 23°C, sonnig
Tour: 1860 m hoch, 1955 m runter , Steigung-Ø 9%, 15° - 37°C
62,48 km, 4h 53min, Ø 12,7 km/h, max. 53,8 km/h
|
Am Morgen waren wir schon früh wach. Kaum einer konnte lang schlafen. So traf man sich gegen 8 Uhr am Frühstücksbuffet und schon gegen 9 Uhr standen die Memmen abreisefertig mit geputzten Bikes und gepackten Rucksäcken vor der Unterkunft. Das einzige neue Gesicht war Matthias, ein junger Bursch aus Straubing mit bayrischem Dialekt und leichtem Hardtail. Er hatte die Tour im Internet gefunden und einfach gebucht – also doch keine 2 Studentinnen aus Innsbruck. Unsere Trauer hielt sich in Grenzen, da Matthias ganz umgänglich zu sein schien. So warteten wir weiter auf unseren Guide. Steffen hatte am Vortag schon erfahren, dass unser eigentlicher Führer ausgefallen war und wir einen neuen, unerfahrenen Guide zugeteilt bekamen. Na das konnte ja gut losgehen. Während der Wartezeit wurden folgende 2 Szenarien durchgespielt:
-
Wir starten Punkt 10 Uhr, egal ob mit oder ohne Guide. Schorsch hatte eine Karte dabei und für uns sollte es ein Kinderspiel sein die Strecke zu finden. Der Guide konnte uns ja nachfahren, so er denn endlich käme.
-
Wir trinken alle 5 Weizenbier und liegen völlig betrunken im Garten unseres Hotels. Mal sehen, was das Handbuch für Bikeguides in so einem Fall vorschreibt.
01.09.2011: Male – Madonna di Campiglio
Male: 771 Hm, 09:00 Uhr, 19°C, sonnig
Madonna di Campiglio: 1522 Hm, 13:40 Uhr, 17°C, regnerisch
Tour: 1014 m hoch , 261 m runter , Steigung-Ø 6%, 11° - 19°C
24,71 km, 4h 39min,Ø 10,3 km/h, max. 46,8 km/h
|
Bereits nach kurzer Abfahrt stellten wir fest, dass wir irgendwo auf der Piste unseren Schorsch zurückgelassen hatten. Ein Platten hatte ich zurück geworfen. Endlich rentierte es sich für Jochen, beim Erstanstieg ein paar Körner zurück behalten zu haben. Flugs machte er sich auf zu Schorsch und assistierte beim Schlauchwechsel.
Einige kurze Gegenanstiege und eine schöne Abfahrt später konnten wir endlich unser verdientes "Weissen" zur Einstimmung auf die bevorstehende Saunarunde genießen.
02.09.2011: Madonna di Campiglio - Molveno
Madonna di Campiglio: 1522 Hm, 09:00 Uhr, 18°C, sonnig
Molveno: 904 Hm, 18:10 Uhr, 17°C, Gewitter
Tour: 1557 m hoch , 2298 m runter , Steigung-Ø 9%, 12° - 33°C
65,15 km, 9h 08min, Ø 14,4 km/h, max. 52,2 km/h
|
Der dritte Tag begann freundlich. Nach Aussage der Hotelrezeptionistin sollte es erst wieder Sonntag Regen geben. Na da waren wir aber gespannt. Der Weg führte zunächst relativ flach bis zum Rifugio Vallesinella. Dort bewunderten wir die wunderbaren Wasserfälle. Leider zeigte sich, dass unsere Ersatzmemme Matthias heute einen schlechten Tag zu haben schien. Zuerst schaute er sich ein kleines Gesteinsstückchen ganz genau an. Will heißen er legte sich direkt daneben hin. Trikot dreckig, Arm aufgeschürft – so müssen Männer aussehen. Im weiteren Verlauf jedoch übertrieb er es. Er legte sich mit einer wilden Wespe an und verlor. Von Schorsch verarztet konnte er trotzdem die Wasserfälle genießen. Ein Cappuccino steigerte den Genuß noch deutlich. Von den Wasserfällen ging es kurz hinunter nach Fogaiard und ab dann das Val d‘Agola hinauf zum Lago di Val d’Agora. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein erklommen wir die 8 km lange und gut 650 m hohe Auffahrt. Am See legten wir eine kurze Pause ein. Da Nessis kleine Schwester, eine gut 1 Meter lange, schwarze Schlange (womöglich sogar giftig!) den See bewachte verzichteten alle auf einen Sprung ins kühle Nass. Stattdessen schulterten wir unsere Bikes und trugen sie hinauf zum Passo del Gotro (1838 m). Was dann kam, war der Hammer. Eine 18 km lange Abfahrt von 1838 m hinunter auf 550 m. Jetzt zeigte sich Jochens Qualität als Guide. Er gab die Führung an Schorsch ab. Der führte nun die Gruppe in rasanten, aber nicht risikoreichem Tempo (immerhin bis zu 52 km/h schnell) auf Schotter hinunter. In rasender Fahrt ging es vorbei am Rifugio Ghedina bis hinab zum Lago Serbatoio Ponte Pia. Jetzt war Schluss mit lustig. Für uns, aber vor allem für Jürgen. Musste sein altes Hardtail gerade jetzt den Strapazen Tribut zollen. Jedenfalls ging jetzt nichts mehr. Der Freilauf hatte sich verabschiedet. Und wieder konnten wir froh sein ein Begleitfahrzeug dabei zu haben. Schnell war Iris herbeigerufen. Jochen schickte uns derweil vor – wir sollten bis Stenico fahren und dort auf ihn warten. Um sich die Wartezeit zu verkürzen machte Jochen noch schnell einen Materialtest. Er verband mit einer Mullbinde sein Bike mit dem havarierten Rad von Jürgen und zog ihn den Weg hinauf Richtung Stenico. Leider liegt von dieser Aktion kein Bildmaterial vor. Jürgen jedoch betonte, dass dies wohl die entspannteste Art sei eine Brenta-Umrundung anzugehen. Als dann allerdings das Ersatzrad aus dem Auto geholt war, kam auch Jürgen auf dem Boden der Tatsachen wieder an. Immerhin durfte er jetzt ein Fully fahren. Mit freudigem Hallo wurden die Rückkehrer begrüßt. Wir beschlossen, dass jetzt auch ein guter Zeitpunkt für Pasta gekommen war. Glücklicherweise war der Wirt geschäftstüchtiger als die Damen von der Gondelstation am Vortag. Sofort war ein großer Topf Pasta mit verschiedenen Saucen für uns zubereitet. Unter Weinreben in der Sonne sitzend hätten wir noch endlos verweilen können. Aber Jochen trieb uns an weiter zu fahren – Spaßbremse! Es standen halt noch gut 20 km Wegstrecke zwischen uns und unserer Unterkunft. Doch Jochen hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Er verkündete, dass die heutige Etappe keine 1950 Hm hatte. Unsere Unterkunft lag direkt in Molveno – die guten 500 Hm zur ursprünglich geplanten Unterkunft fielen aus. Na dann dachten wir vergnügt, bis jetzt schon 600 Höhenmeter auf dem Tacho, da werden es dann wohl nur 1000 Hm heute. Dementsprechend ging es los. Stefan ging an jeder Steigung aus dem Sattel und tänzelte wie einst Alberto Contador die Steigung spielerisch hinauf. Statt eines sanften auf und ab tauchten immer wieder extrem steile Rampen von 20% und mehr vor uns auf. Und so kletterten wir und die Höhenanzeige unserer Tachos immer weiter. Plötzlich tauchte dann Zeppi Jack Sparrow an der Spitze des Feldes auf. In der Hand ein monströses GPS-Gerät und auf der Suche nach einem Schatz. Auch Zeppi hatte die Reise perfekt vorbereitet und überall auf seinem Weg die verstecken Geo-Caches gesucht. In Ulm am McDonald noch gescheitert, fand er problemlos die Verstecke in Coredo. Jetzt war er auf der Fährte zum Schatz am Lago di Molveno. Immer schneller raste die Gruppe am eigentlich idyllischen Seeufer entlang Richtung Molveno. Plötzlich eine heftige Vollbremsung. Ab jetzt nur noch 20 Meter nach links Richtung Wasser. Und tatsächlich, wir fanden eine Gesteinsformation, die das Versteck enthalten sollte. Doch die Suche gestaltete sich als extrem schwer. Zum einen nahte ein Gewitter und zum anderen fanden die meisten Memmen die Suche als nicht so spannend. Unverrichteter Dinge musste Zeppi schließlich fürs erste von der Suche ablassen. Später machte er sich nochmals auf und fand schließlich den Schatz. Zeitgleich mit dem Gewitter erreichten wir Molveno. Jochen parkte uns kurzerhand unter einem Dach an einem Supermarkt, während er durch den Regen raste und unsere Unterkunft suchte. So kamen wir schließlich fast trocken im Hotel an. Das Gewitter verschwand schon nach kurzer Zeit und so konnten wir unser Gute-Nacht-Bierchen noch im Freien genießen. Zu unserer Überraschung besuchte uns dabei noch Peter, Chef von Fahrtwind, und stand uns Rede und Antwort. Er selbst guidete eine Alpencross-Tour zum Gardasee und übernachtete ebenfalls in Molveno. Zur Belohnung gab es dann schließlich noch ein cooles Ersatzbike für Jürgen. Wahrscheinlich sind dabei einige Flaschen Forster Stift in Richtung Samerberg geschickt worden - na ja Pfalzwein for ever!
03.09.2011: Molveno - Coredo
Molveno: 904 Hm, 08:10 Uhr, 20°C, sonnig
Coredo: 865 Hm, 16:00 Uhr, 30°C, sonnig
Tour: 1893 m hoch, 2041 m runter , Steigung-Ø 7%, 14° - 34°C
62,03 km, 8h 02min, Ø 13,5 km/h, max. 56,0 km/h
|
Der letzte Tag begann. Jochen wartete gleich mit einer Überraschung auf. Heute früh starteten wir etwas früher und unser Weg sollte zuerst zur Alp Pradel führen. Lag unsere Unterkunft auf 865 m Höhe, so brachte uns eine skurile Seilbahn auf 1367 m. Die Seilbahn funktionierte wie folgt: Man stellte sich mit dem auf dem Hinterrad vor einem stehenden Bike an die Markierungslinie. Sobald die Gondel vorbei ist springt man der Gondel hinterher und hüpft das Bike hochhebend von hinten auf eine Holzplatte. Der Seilbahn Betreiber schloss dann hinter einem die Tür. Mehr oder weniger verkrampft standen wir in der Gondel und fuhren nach oben. Immer noch besser als pedaliert. Die Aussicht auf eine Traumabfahrt und die Sonne lies uns strahlen. Oben verließen wir die Gondel, nachdem ein fleißiges Helferlein das Türchen hinter uns öffnete. Hektisch und insgesamt recht unelegant kletterten wir rückwärts wieder raus. Die Angst eine komplette Gondelrunde zu drehen war allgegenwärtig. Doch alle schafften den Ausstieg. Jetzt sollte unserem Glück nichts mehr im Weg stehen. Doch leider verdarb uns doch etwas den Spaß. Durch den Regen am Vortag war der Trail glitschig nass und tückisch rutschig. Gespickt mit glatten Wurzeln, Steinen und Grasflächen strauchelte fast jeder. Einzig Jochen hatte in diesem Geläuf Spaß. Er surfte wie auf Schienen den Trail hinunter. Hinter ihn rutschte und krabbelte die Restmannschaft den Weg hinab. Und dann passierte das Unglaubliche. Zeppi, bestückt mit Ratti, einem kleinen, blauen Plüschtier wurde in einem unbeobachteten Moment vom Problembär Bruno attakiert. Doch er wehrte sich mannhaft und beschützte das kleine Plüschtier mit seinem Leben. Er sprang aus voller Fahrt den Bär an und schlug ihn in die Flucht. Übrig blieb nur eine riesige Narbe an seinem Oberschenkel. Für uns war Zeppi der Held. Wieder unten angekommen, starteten wir die letzte Etappe. Von Molveno fuhren wir über Andalo Richtung Spormaggiore und weiter nach Sporminore. Dabei folgten jeder steilen Rampe bergauf eine noch steilere Rampe bergab. Bald schon erreichten wir einen tollen Höhenweg. Wir hatten dabei die ganze Zeit einen tollen Blick auf das Val di Non. Und dann war er da. Ein Tunnel. Unbeleuchtet, kalt, lang. Jochen bekam direkt ein Leuchten in seine Augen. Der Tunnel war weder auf der Karte, noch in seiner Tourenbeschreibung vermerkt. Spontan wurde beschlossen, dass wir diesen Weg ausprobieren wollten. Sah man da ein Zittern bei Oli. Sein Tunnel of Love Erlebnis war wieder da. Doch Oli war vorbereitet. Mit siegesicherem Lächeln packte er direkt eine Leuchte aus seinem Rucksack und montierte diese nach bestandenen Funktionscheck am Lenker. Licht hatten wir also. Der Weg begann. Zum Glück hatten wir Helme auf, so konnten wir die Bauhelme am Eingang liegen lassen. Bei 14°C, totaler Dunkelheit, die nur von Olis Licht durchbrochen wurde radelten wir in den 2 Kilometer langen Tunnel hinein. Von den Wänden tropfte eiskaltes Wasser welches sich in Pfützen sammelte. Doch schon bald erkannte man weit vorn das Ende des Tunnels – Licht. Und schon wenige Augenblicke später hatte uns der Berg ausgespuckt und wir sahen wieder den Himmel. Das letzte Abenteuer war vollbracht. Denn schon nach kurzer Zeit erreichten wir Cles. Jetzt stand uns der letzte Anstieg von 300 Höhenmeter bevor. Bei über 30°C und strahlendem Sonnenschein eine letzte große Anstrengung. Schon nach 30 Minuten erreichten wir unseren Startpunkt. Die Tour war zu Ende.
Fazit:
-
Dauer: 4 Tage
-
Strecke: 214,37 km
-
Höhenmeter : 6324