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Wie alles begann

Wir sitzen in Lambrecht in der Turnhalle. Gerade haben wir den Gäßbock-Marathon 2010 beendet. Die Gespräche kreisen beim Abschlussbierchen um das Thema Alpencross. Steffen und Joggel kündigen an irgendwann einmal die Brenta-Dolomiten bereisen zu wollen. Zufällig ergreife ich ein ausgelegtes Fahrtwind Prospekt und tatsächlich ist darin eine Brenta Umrundung in 4 Etappen beschrieben. Eine geführte Tour, für uns Memmen ein Unding. Wer sollte uns etwas vormachen wollen. Hütten buchen, Strecken ausarbeiten, das haben wir schon gekonnt bevor Fahrtwind überhaupt gegründet wurde. So wurde die Idee verworfen, jedoch fand das Heftlein in einigen Rucksäcken ein Plätzchen.
Einige Wochen später, Steffen kam Freude strahlend aus dem Urlaub zurück. Er berichtete von einer geführten Tagestour in den Alpen. Sein Guide, der Hotelwirt, kannte gut versteckte und traumhafte Trails, weit ab von breiten Schotterabfahrten, die einem mit der Zunge schnalzen ließen. Sofort kam uns die Idee einer geführten Tour wieder in den Sinn. Und dann das absolut Unerwartete: Die Memmen geben ihren Führungsanspruch ab, das heißt wir beschlossen eine geführte Tour auszuprobieren. Und schon kurze Zeit später war klar, wir buchen bei Fahrtwind die 4-Tages Tour rund um die Brenta Dolomiten.
 
Mitfahrer waren die üblichen Verdächtigen:
  • Steffen: Organisator und Ansprechpartner
  • Oli: Josef Ackermann der Memmen, keiner jongliert schneller mit Zahlen
  • Zeppi: Jack Sparrow der Memmen, immer auf der jagt nach einem Schatz
  • Joggel: Gruppetto-Joggel, der Mann fürs beste Ende
  • Jürgen: Wurstmarkt-Ikone und bester Kenner des Forster Stifts
  • Schorsch: Stubenältester und Bergkönig
  • Dirk: ungekrönter Trainingskönig
  • Stephan: Alberto Contador der Memmen, keiner tänzelt wie er die Berge hinauf
  • Christian: Memmen-Chronist
Wie immer sollte natürlich auch noch ein passendes Tourshirt her:
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Zusätzlich dabei:

  • Matthias: einzige Nicht-Memme, buchte die Tour alleine, Benjamin der Gruppe
  • Jochen: Bikeguide, Karten-Hero und Zugpferd
  • Iris: Fahrerin des Begleitfahrzeugs, unsere preußisch gute Seele, versorgte uns mit Essen, Ersatzmaterial und mentaler Stärke
Leider mussten wir kurz vor Start noch auf unseren Jens verzichten. Er bewies Stärke und Familiensinn als er die Tour absagte um bei Frau und Kind zu Hause zu bleiben. Wir haben ihn vermisst!

Der Tag der Anreise rückte näher. Die Zahl der Mails mit Anfragen zu Wetter, Kleiderordnung, Fahrzeiten und Materialmitnahme wurde täglich größer. Und dann ging es endlich los.

30.08.2011: Anreisetag

Fast zeitgleich erreichten wir unseren Startort Coredo. Die Fahrt dauerte knapp 7 Stunden. Nach dem Einchecken ging es erst einmal in die örtliche Pizzaria. Die Brenta-Umrundung konnte beginnen.


31.08.2011: Coredo – Male

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Coredo: 865 Hm, 10:30 Uhr, 18°C, sonnig
Male: 771 Hm, 18:20 Uhr, 23°C, sonnig
Tour: 1860 m hoch­, 1955 m runter , Steigung-Ø 9%, 15° - 37°C
62,48 km, 4h 53min, Ø 12,7 km/h, max. 53,8 km/h


Am Morgen waren wir schon früh wach. Kaum einer konnte lang schlafen. So traf man sich gegen 8 Uhr am Frühstücksbuffet und schon gegen 9 Uhr standen die Memmen abreisefertig mit geputzten Bikes und gepackten Rucksäcken vor der Unterkunft. Das einzige neue Gesicht war Matthias, ein junger Bursch aus Straubing mit bayrischem Dialekt und leichtem Hardtail. Er hatte die Tour im Internet gefunden und einfach gebucht – also doch keine 2 Studentinnen aus Innsbruck. Unsere Trauer hielt sich in Grenzen, da Matthias ganz umgänglich zu sein schien. So warteten wir weiter auf unseren Guide. Steffen hatte am Vortag schon erfahren, dass unser eigentlicher Führer ausgefallen war und wir einen neuen, unerfahrenen Guide zugeteilt bekamen. Na das konnte ja gut losgehen. Während der Wartezeit wurden folgende 2 Szenarien durchgespielt:

  1. Wir starten Punkt 10 Uhr, egal ob mit oder ohne Guide. Schorsch hatte eine Karte dabei und für uns sollte es ein Kinderspiel sein die Strecke zu finden. Der Guide konnte uns ja nachfahren, so er denn endlich käme.
  2. Wir trinken alle 5 Weizenbier und liegen völlig betrunken im Garten unseres Hotels. Mal sehen, was das Handbuch für Bikeguides in so einem Fall vorschreibt.
Wie dem auch sei, wir blieben gemütlich in der Sonne sitzen und tranken auch keinen Alkohol. Wie bei Matthias angekündigt erschien dann pünktlich um 9:30 Uhr unser Guide. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wollten wir schon freudig auf unsere Bikes springen und los jagen. Doch Guide Jochen bremste unseren Enthusiasmus zunächst einmal. Zuerst wurde die anstehende Tour besprochen und dann begann er die Bikes einer technischen Überprüfung zu unterziehen. Selten hatte man die Memmen so kleinlaut gesehen. Manch einen plagte das schlechte Gewissen ob der ausgeschlagenen Lager oder dem ungeputzten Zustand. Doch alle Bikes bestanden den Technik-Check und so konnte die Tour losgehen.
Schon gleich zu Beginn der Tour zeigte sich, dass es mit einem Guide gar nicht so schlecht war. Statt die Strasse nach Cles hinunter zu rasen schlug Jochen einen anderen Weg ein. Wir fuhren gleich über einen traumhaften Trail am Lago di Coredo vorbei zum Santuario di San Romedio. Der Weg war gleich mal die Wucht. Schmale, technisch knifflige Passagen warteten hier auf uns. Von da aus führte unser Weg eine schmale Strasse hinunter nach Cles. Dort trafen wir Iris, die für uns ein Picknick eingekauft hatte und die Schätze auf uns verteilte. Heute wurde während der Auffahrt gegessen. Aber zunächst wurde der erste Hunger mit einem frisch gepflückten Apfel aus den schier endlosen Plantagen gestillt. Auf einem gut zu fahrenden Schotterweg führte unser Weg von 674 m Höhe innerhalb von 21 km kontinuierlich hinauf zum Refugio Peller auf 2020 m. Rund 1300 Höhenmeter galt es zu bezwingen. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30°C Marke eine Tortur. Doch auf halber Höhe stärkten wir uns bei einem leckeren Picknick mit Schinken, Salami und Käse. Später fand sich noch ein Brunnen an dem die erhitzen Häupter wohltuende Abkühlung fanden. So erreichten wir endlich am frühen Nachmittag das Refugio Peller. Müde und ausgelaugt stärkten wir uns erst einmal mit Coca-Cola und einer Suppe. Jochen versprach uns einen super Downhill hinunter nach Male. Dies sollte sich auch bestätigen. Fast ohne sich einmal zu verfahren fanden wir den Weg. Technisch anspruchsvoll zog sich der Trail mit nur wenigen Gegenanstiegen bis nach Male. Bemerkenswert war dabei die Tatsache, dass Gruppetto-Joggel das Ende des Feldes einfach während des Aufstiegs in die Gruppenmitte verlegte, während er beim Downhill gut den halben Tachoabstand zum vorraus fahrenden Guide hatte – also ungefähr 10 cm von Jochens Hinterrad entfernt fuhr. Am Ortseingang von Male wäre ihm dies dann fast zum Verhängnis geworden. Während Jochen elegant einen Drop von gut einem Meter Höhe nahm, hörte man nur noch Joggels Schrei als Vorder- und Hinterrad die Bodenhaftung verloren. Doch der Streber konnte und wollte scheinbar den Platz hinter Jochen nicht abgeben und so stand er mannhaft diesen Sprung. Auf eine Wiederholung verzichtete er jedoch in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit. Müde erreichten wir schließlich unser Hotel. Das Grinsen war uns ins Gesicht gebrannt. Was für eine erste Etappe – einfach grandios. Nach einer Dusche und einem Besuch des Hotel-Pools konnte der Tag ausklingen.

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01.09.2011: Male – Madonna di Campiglio

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Male: 771 Hm, 09:00 Uhr, 19°C, sonnig
Madonna di Campiglio: 1522 Hm, 13:40 Uhr, 17°C, regnerisch
Tour: 1014 m hoch ­, 261 m runter , Steigung-Ø 6%, 11° - 19°C
24,71 km, 4h 39min,Ø 10,3 km/h, max. 46,8 km/h

 

 
Nachdem die Memmenschar wie Engelchen geschlafen hatte, traf man sich zeitig zum Frühstück. Heute wollten wir etwas früher los. Doch leider gab Zeppis Bremse den versierten Technikern ein großes Rätsel auf. Irgendwie konnte er die Bremskolben nicht mehr zurück drücken um die Bremsbeläge zu erneuern. Kein noch so großer Hebel vermochte die sturen Kolben zur Aufgabe zu bewegen. So wand unser erfahrener Memmen-Tüftler eine List an. Er wechselte zunächst nur einen Bremsbelag. Der zweite Bremsbelag wurde einfach einen Tag später ausgetauscht. Ganz schön clever unser Zeppi! War das Wetter zunächst noch freundlich, so zog es die wärmende Sonne dann doch vor uns die kalte Schulter zu zeigen. Schon waren die ersten Seufzer unseres Diamanten-Dirk zu hören. Wie gedopt zog es ihn in die Führungsposition. Steffen dagegen klagte über Knieschmerzen. Mit allerlei Salben und einer Kniemanschetten von Schorsch ging er dann doch an den Start. Auch diese Mittel zeigten zu Beginn sofort Wirkung. Steffen und Oli zogen los als wäre ihnen Problembär Bruno auf den Fersen. Von Male führte unser Weg nach Dimaro (766 Hm). Von dort stieg der Weg auf 18 km von 800 m auf 1700 m an. Im Prinzip ein toll zu fahrender Schotterweg durch den Wald. Doch schon auf halber Strecke begann es erst zu nieseln, dann zu tröpfeln und schließlich zu schütten. Die Stimmung verfinsterte sich mit jedem Meter - wie auch der Himmel. Schon waren erste Donnerschläge zu hören. Es wurde kalt. Missmutig fuhren wir Meter um Meter hinauf. Endlich erreichten wir ein Plateau und es wurden Gebäude sichtbar. Jochen hatte Iris mit dem Auto hier hinauf bestellt. Eigentlich wollten wir gemeinsam in der Sonne picknicken. Pünktlich um 12 Uhr erreichten wir die Gondelstation. Dort stand schon Iris mit dem Wagen bereit. Glücklicherweise waren die Koffer auch dabei. So konnten wir die völlig durchnässten Klamotten gegen trockene Trikots tauschen. Das Picknick fand dann halt direkt vor der Gondel statt. Nun hatte auch die Sonne wieder ein Einsehen mit uns müden Helden. Jetzt stand die Auffahrt zum Rifugio Graffer (2261Hm) auf dem Programm. Und nun schlug die Stunde der Memmen Joggel, Steffen und meiner Wenigkeit. Auf die 600 m Auffahrt wollten wir generös verzichten. Statt dessen wollten wir die darbende italienische Wirtschaft ankurbeln und für nur 11€ mit der Gondel hinauf fahren. Die Gondel sollte uns gar zum Passo del Groste auf 2442 m Höhe bringen. Von dort ganz oben wollten wir zum Refugio hinunter rollen und unseren tapferen Bergfahrern einen tollen Empfang bereiten. Überschwänglich verabschiedeten wir unsere Freunde und schon bald waren sie nicht mehr zu sehen. Wir richteten unsere Klamotten, verluden letzte Reste ins Auto und machten uns auf zum Kassenhäuschen. Mittlerweile war es 12:40 Uhr. Leider hatten wir die Rechnung ohne die Gewerkschaft der Gondelbetreiber gemacht. Völlig entrüstet teilte uns die Dame im Kassenhäuschen mit, dass von 12:30 – 14:00 Uhr Pause sei. Wir sollten einfach so lange warten. Nun war guter Rat teuer. Sollten wir unseren Freunden noch nachfahren? Doch zuerst mussten Arm- und Beinlinge, Regenlaibchen und Regenhose ausgezogen und verpackt werden. Und auf ein Bergrennen hatten wir keine Lust. So beschlossen wir notgedrungen vor der Kasse zu sitzen und zu warten. Immerhin schien jetzt gerade die Sonne. Doch schon 10 Minuten später änderte sich die Situation schlagartig. Dichte Nebelschwaden zogen von Madonna di Campiglio herauf. Unser Mut schwand. So beschlossen wir die letzten Meter hinab zu fahren und der Sauna in unserer Unterkunft einen Besuch abzustatten. Und so verpassten wir den Aufstieg zum Rifugio Graffer. Glücklicherweise wurde das Wetter dann doch nicht so schlecht wie befürchtet. Der Nebel verzog sich ebenso schnell wie er kam und so konnten wir die Sonne auf den Liegestühlen in Madonna und die restlichen Memmen in den Liegestühlen am Refugio Graffer geniesen. Nach nur wenig Spott und Häme ging auch der zweite Tag zu Ende. Für Steffen, Joggel und mich deutlich zu früh.
Der alte Mann und der Berg
So begaben sich die 6 restlichen Memmen mit 4-Tages-Teilzeitmemme Matthias und "ich geh die Steigung mal verhalten an"-Guide Jochen auf den schottrigen Fahrweg zum Riffugio Graffer. Bereits nach wenigen Höhenmetern stellten wir fest, dass die Bergbahn den Betrieb eingestellt hatte. Hatten unsere zurückgelassenen Freunde auch noch die Überreste des Picknicks vertilgt? Hat das Notfallsystem der Gondel wegen Überschreitung der maximal pro Kabine zulässigen Höchstlast zugeschlagen? Unsere Spekulationen hatten ein Ende als Jochen via Handy über die nun geänderten Pläne unserer Kameraden informiert wurde.
Wir pedalierten fleißig bei bis zu 25% maximaler Steigung bergauf. Doch was war nun los? Schorsch hatte sich bisher scheinbar total zurückgehalten. Während wir nun im Sattel unserem After-Lunch-Coma fröhnten, zog uns unser "alter Mann" gnadenlos davon. Als wir einige Kehren später das Rifugio entdeckten, stand Schorsch bereits entspannt davor und machte mit einem Lächeln auf den Lippen Panoramafotos. Coca Cola und Cappuchinos ließen uns im Liegestuhl bei fantastischer Sicht auf den Brentastock die Strapazen der Auffahrt schnell vergessen. Doch von einem Ende des Aufstiegs war noch nicht wirklich die Rede. Jochen suchte noch "Freiwillige", die mit ihm den Restanstieg bis zur Bergstation in Angriff nehmen sollten. Mit "Beim letzten Mal musste ich im oberen Drittel absteigen. Zu steil wars." versuchte er uns die Herausforderung schmackhaft zu machen. Doch nur Matthias und Schorsch ließen sich dazu hinreißen. Die anderen Wellnessmemmen votierten klar für den Liegestuhl.

Bereits nach kurzer Abfahrt stellten wir fest, dass wir irgendwo auf der Piste unseren Schorsch zurückgelassen hatten. Ein Platten hatte ich zurück geworfen. Endlich rentierte es sich für Jochen, beim Erstanstieg ein paar Körner zurück behalten zu haben. Flugs machte er sich auf zu Schorsch und assistierte beim Schlauchwechsel.

Einige kurze Gegenanstiege und eine schöne Abfahrt später konnten wir endlich unser verdientes "Weissen" zur Einstimmung auf die bevorstehende Saunarunde genießen.

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02.09.2011: Madonna di Campiglio - Molveno

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Madonna di Campiglio: 1522 Hm, 09:00 Uhr, 18°C, sonnig
Molveno: 904 Hm, 18:10 Uhr, 17°C, Gewitter
Tour: 1557 m hoch ­, 2298 m runter , Steigung-Ø 9%, 12° - 33°C
65,15 km, 9h 08min, Ø 14,4 km/h, max. 52,2 km/h
 

Der dritte Tag begann freundlich. Nach Aussage der Hotelrezeptionistin sollte es erst wieder Sonntag Regen geben. Na da waren wir aber gespannt. Der Weg führte zunächst relativ flach bis zum Rifugio Vallesinella. Dort bewunderten wir die wunderbaren Wasserfälle. Leider zeigte sich, dass unsere Ersatzmemme Matthias heute einen schlechten Tag zu haben schien. Zuerst schaute er sich ein kleines Gesteinsstückchen ganz genau an. Will heißen er legte sich direkt daneben hin. Trikot dreckig, Arm aufgeschürft – so müssen Männer aussehen. Im weiteren Verlauf jedoch übertrieb er es. Er legte sich mit einer wilden Wespe an und verlor. Von Schorsch verarztet konnte er trotzdem die Wasserfälle genießen. Ein Cappuccino steigerte den Genuß noch deutlich. Von den Wasserfällen ging es kurz hinunter nach Fogaiard und ab dann das Val d‘Agola hinauf zum Lago di Val d’Agora. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein erklommen wir die 8 km lange und gut 650 m hohe Auffahrt. Am See legten wir eine kurze Pause ein. Da Nessis kleine Schwester, eine gut 1 Meter lange, schwarze Schlange (womöglich sogar giftig!) den See bewachte verzichteten alle auf einen Sprung ins kühle Nass. Stattdessen schulterten wir unsere Bikes und trugen sie hinauf zum Passo del Gotro (1838 m). Was dann kam, war der Hammer. Eine 18 km lange Abfahrt von 1838 m hinunter auf 550 m. Jetzt zeigte sich Jochens Qualität als Guide. Er gab die Führung an Schorsch ab. Der führte nun die Gruppe in rasanten, aber nicht risikoreichem Tempo (immerhin bis zu 52 km/h schnell) auf Schotter hinunter. In rasender Fahrt ging es vorbei am Rifugio Ghedina bis hinab zum Lago Serbatoio Ponte Pia. Jetzt war Schluss mit lustig. Für uns, aber vor allem für Jürgen. Musste sein altes Hardtail gerade jetzt den Strapazen Tribut zollen. Jedenfalls ging jetzt nichts mehr. Der Freilauf hatte sich verabschiedet. Und wieder konnten wir froh sein ein Begleitfahrzeug dabei zu haben. Schnell war Iris herbeigerufen. Jochen schickte uns derweil vor – wir sollten bis Stenico fahren und dort auf ihn warten. Um sich die Wartezeit zu verkürzen machte Jochen noch schnell einen Materialtest. Er verband mit einer Mullbinde sein Bike mit dem havarierten Rad von Jürgen und zog ihn den Weg hinauf Richtung Stenico. Leider liegt von dieser Aktion kein Bildmaterial vor. Jürgen jedoch betonte, dass dies wohl die entspannteste Art sei eine Brenta-Umrundung anzugehen. Als dann allerdings das Ersatzrad aus dem Auto geholt war, kam auch Jürgen auf dem Boden der Tatsachen wieder an. Immerhin durfte er jetzt ein Fully fahren. Mit freudigem Hallo wurden die Rückkehrer begrüßt. Wir beschlossen, dass jetzt auch ein guter Zeitpunkt für Pasta gekommen war. Glücklicherweise war der Wirt geschäftstüchtiger als die Damen von der Gondelstation am Vortag. Sofort war ein großer Topf Pasta mit verschiedenen Saucen für uns zubereitet. Unter Weinreben in der Sonne sitzend hätten wir noch endlos verweilen können. Aber Jochen trieb uns an weiter zu fahren – Spaßbremse! Es standen halt noch gut 20 km Wegstrecke zwischen uns und unserer Unterkunft. Doch Jochen hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Er verkündete, dass die heutige Etappe keine 1950 Hm hatte. Unsere Unterkunft lag direkt in Molveno – die guten 500 Hm zur ursprünglich geplanten Unterkunft fielen aus. Na dann dachten wir vergnügt, bis jetzt schon 600 Höhenmeter auf dem Tacho, da werden es dann wohl nur 1000 Hm heute. Dementsprechend ging es los. Stefan ging an jeder Steigung aus dem Sattel und tänzelte wie einst Alberto Contador die Steigung spielerisch hinauf. Statt eines sanften auf und ab tauchten immer wieder extrem steile Rampen von 20% und mehr vor uns auf. Und so kletterten wir und die Höhenanzeige unserer Tachos immer weiter. Plötzlich tauchte dann Zeppi Jack Sparrow an der Spitze des Feldes auf. In der Hand ein monströses GPS-Gerät und auf der Suche nach einem Schatz. Auch Zeppi hatte die Reise perfekt vorbereitet und überall auf seinem Weg die verstecken Geo-Caches gesucht. In Ulm am McDonald noch gescheitert, fand er problemlos die Verstecke in Coredo. Jetzt war er auf der Fährte zum Schatz am Lago di Molveno. Immer schneller raste die Gruppe am eigentlich idyllischen Seeufer entlang Richtung Molveno. Plötzlich eine heftige Vollbremsung. Ab jetzt nur noch 20 Meter nach links Richtung Wasser. Und tatsächlich, wir fanden eine Gesteinsformation, die das Versteck enthalten sollte. Doch die Suche gestaltete sich als extrem schwer. Zum einen nahte ein Gewitter und zum anderen fanden die meisten Memmen die Suche als nicht so spannend. Unverrichteter Dinge musste Zeppi schließlich fürs erste von der Suche ablassen. Später machte er sich nochmals auf und fand schließlich den Schatz. Zeitgleich mit dem Gewitter erreichten wir Molveno. Jochen parkte uns kurzerhand unter einem Dach an einem Supermarkt, während er durch den Regen raste und unsere Unterkunft suchte. So kamen wir schließlich fast trocken im Hotel an. Das Gewitter verschwand schon nach kurzer Zeit und so konnten wir unser Gute-Nacht-Bierchen noch im Freien genießen. Zu unserer Überraschung besuchte uns dabei noch Peter, Chef von Fahrtwind, und stand uns Rede und Antwort. Er selbst guidete eine Alpencross-Tour zum Gardasee und übernachtete ebenfalls in Molveno. Zur Belohnung gab es dann schließlich noch ein cooles Ersatzbike für Jürgen. Wahrscheinlich sind dabei einige Flaschen Forster Stift in Richtung Samerberg geschickt worden - na ja Pfalzwein for ever!

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03.09.2011: Molveno - Coredo

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Molveno: 904 Hm, 08:10 Uhr, 20°C, sonnig
Coredo: 865 Hm, 16:00 Uhr, 30°C, sonnig
Tour: 1893 m hoch­, 2041 m runter , Steigung-Ø 7%, 14° - 34°C
62,03 km, 8h 02min, Ø 13,5 km/h, max. 56,0 km/h
 

Der letzte Tag begann. Jochen wartete gleich mit einer Überraschung auf. Heute früh starteten wir etwas früher und unser Weg sollte zuerst zur Alp Pradel führen. Lag unsere Unterkunft auf 865 m Höhe, so brachte uns eine skurile Seilbahn auf 1367 m. Die Seilbahn funktionierte wie folgt: Man stellte sich mit dem auf dem Hinterrad vor einem stehenden Bike an die Markierungslinie. Sobald die Gondel vorbei ist springt man der Gondel hinterher und hüpft das Bike hochhebend von hinten auf eine Holzplatte. Der Seilbahn Betreiber schloss dann hinter einem die Tür. Mehr oder weniger verkrampft standen wir in der Gondel und fuhren nach oben. Immer noch besser als pedaliert. Die Aussicht auf eine Traumabfahrt und die Sonne lies uns strahlen. Oben verließen wir die Gondel, nachdem ein fleißiges Helferlein das Türchen hinter uns öffnete. Hektisch und insgesamt recht unelegant kletterten wir rückwärts wieder raus. Die Angst eine komplette Gondelrunde zu drehen war allgegenwärtig. Doch alle schafften den Ausstieg. Jetzt sollte unserem Glück nichts mehr im Weg stehen. Doch leider verdarb uns doch etwas den Spaß. Durch den Regen am Vortag war der Trail glitschig nass und tückisch rutschig. Gespickt mit glatten Wurzeln, Steinen und Grasflächen strauchelte fast jeder. Einzig Jochen hatte in diesem Geläuf Spaß. Er surfte wie auf Schienen den Trail hinunter. Hinter ihn rutschte und krabbelte die Restmannschaft den Weg hinab. Und dann passierte das Unglaubliche. Zeppi, bestückt mit Ratti, einem kleinen, blauen Plüschtier wurde in einem unbeobachteten Moment vom Problembär Bruno attakiert. Doch er wehrte sich mannhaft und beschützte das kleine Plüschtier mit seinem Leben. Er sprang aus voller Fahrt den Bär an und schlug ihn in die Flucht. Übrig blieb nur eine riesige Narbe an seinem Oberschenkel. Für uns war Zeppi der Held. Wieder unten angekommen, starteten wir die letzte Etappe. Von Molveno fuhren wir über Andalo Richtung Spormaggiore und weiter nach Sporminore. Dabei folgten jeder steilen Rampe bergauf eine noch steilere Rampe bergab. Bald schon erreichten wir einen tollen Höhenweg. Wir hatten dabei die ganze Zeit einen tollen Blick auf das Val di Non. Und dann war er da. Ein Tunnel. Unbeleuchtet, kalt, lang. Jochen bekam direkt ein Leuchten in seine Augen. Der Tunnel war weder auf der Karte, noch in seiner Tourenbeschreibung vermerkt. Spontan wurde beschlossen, dass wir diesen Weg ausprobieren wollten. Sah man da ein Zittern bei Oli. Sein Tunnel of Love Erlebnis war wieder da. Doch Oli war vorbereitet. Mit siegesicherem Lächeln packte er direkt eine Leuchte aus seinem Rucksack und montierte diese nach bestandenen Funktionscheck am Lenker. Licht hatten wir also. Der Weg begann. Zum Glück hatten wir Helme auf, so konnten wir die Bauhelme am Eingang liegen lassen. Bei 14°C, totaler Dunkelheit, die nur von Olis Licht durchbrochen wurde radelten wir in den 2 Kilometer langen Tunnel hinein. Von den Wänden tropfte eiskaltes Wasser welches sich in Pfützen sammelte. Doch schon bald erkannte man weit vorn das Ende des Tunnels – Licht. Und schon wenige Augenblicke später hatte uns der Berg ausgespuckt und wir sahen wieder den Himmel. Das letzte Abenteuer war vollbracht. Denn schon nach kurzer Zeit erreichten wir Cles. Jetzt stand uns der letzte Anstieg von 300 Höhenmeter bevor. Bei über 30°C und strahlendem Sonnenschein eine letzte große Anstrengung. Schon nach 30 Minuten erreichten wir unseren Startpunkt. Die Tour war zu Ende.

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Fazit:

Die nackten Tatsachen der Tour:
  • Dauer: 4 Tage
  • Strecke: 214,37 km
  • Höhenmeter : 6324
Dies war sie also, die erste Tour, die wir nicht selbst geplant hatten.
 
Es war super angenehm nicht an jeder Wegkreuzung stehen zu müssen und die Karte zu studieren um den richtigen Weg zu finden.
Es war super das Gepäck von einem Hotel ins nächste gebracht zu kriegen und mit leichtem Gepäck und täglich frischem Trikot zu fahren.
Es war super schmale und verborgene Trails zu fahren, die einen an die Grenze der Leistungsfähigkeit führten.
Es war super zu wissen, dass immer technische Hilfe und ein Ersatzbike vorhanden war.
Es war super einfach ins Hotel zu gehen und die Zimmer zu beziehen ohne sich mit Formalitäten aufzuhalten.
Es war super bei kaltem Wetter in einem italienischen Hotel mitten im Sommer die Sauna angeschaltet zu bekommen.
Es war super einfach mal auf langen Anstiegen ein Picknick zu machen ohne vorher groß Einkaufen zu gehen.
 
Kurz und gut: Die Tour war super, Jochen, der Guide war super, Iris, die Fahrerin des Begleitfahrzeugs war super.
 
Also einen riesengroßen Dank an unseren Guide Jochen und an unsere Iris.
Bis zum nächsten mal