Wie in jedem Jahr stellte sich wieder die Frage: Wohin wollen wir über Fronleichnam gehen? Diesmal fiel die Entscheidung recht schnell auf den Harz. Uns fiel nämlich ein Bericht, der Mountainbike in die Hände, der eine Runde durch den Harz in 3 Etappen zeigte. Da wir ja richtige Memmen sind, wollten wir uns mit dem Gepäcktransport gar nicht erst befassen und beschlossen, die Tour so anzupassen, dass wir unsere Sachen nicht mitschleppen mussten. Dank der großartigen Hilfe von Jens Eltern ist uns das auch prima gelungen. Die Tourenbeschreibung wurde uns freundlicherweise von der Zeitschrift als GPS Track zur Verfügung gestellt. Somit waren alle Vorrausetzungen für eine erfolgreiche Tour gegeben.

 

Ich muss ja zugeben, dass sich meine Begeisterung deutlich in Grenzen hielt. Ich hatte die Befürchtung, dass wir auf breiten Wegen durch den Harz rollen würden. Zusätzlich wurde uns erst jetzt bewusst, dass der Harz die regenreichste Gegend in Deutschland ist. Aus Erzählungen von Anderen konnte man entnehmen, dass nur die Wenigsten den Brocken bei „normalem“ Wetter zu Gesicht bekommen hatten.

 

So machte sich eine beschauliche Gruppe auf den Weg gen Osten. Jens, Steffen, Thomas und Christian. Andreas musste leider kurzfristig absagen. Manch einer war deshalb ein wenig erleichtert, da mit dem Ausscheiden der Bergziege das Tempo bergauf nun deutlich entspannter bleiben konnte. Am Ende waren wir alle traurig auf Andreas verzichten zu müssen.

 

Die Fahrt begann. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir von der Pfalz in Richtung Harz. Mit jedem Kilometer, den wir unserem Ziel näherkamen, bestätigten sich alle Wettervorurteile. Es trübte ein, wurde bewölkt und schließlich begann es zu regnen. Wie sollte es auch anders sein – Harz eben. Am späten Nachmittag kamen wir in Schirke an und fanden relativ schnell unsere Ferienwohnung. Bei nun strömenden Regen räumten wir unser Auto aus und bezogen das Domizil. Am frühen Abend wollten wir etwas Essen gehen, aber zu unserer Verwunderung hatten fast alle Restaurants in diesem Feriengebiet schon zu. Küchenschluss 19 Uhr, Ende der Öffnungszeit: 20 Uhr. Peng – so sieht Kundenservice aus. Zum Glück fanden wir nach längerem Suchen doch noch ein Lokal, welches offen hatte. Müde legte man sich nach der langen Fahrt hin und versuchte zu schlafen. 3 Uhr, der Regen prasselt auf das Dach und die Strasse. 4 Uhr, immer noch Regen. 6 Uhr, es hat tatsächlich aufgehört, oder hatte man sich an das monotone Plätschern schon gewöhnt?

 

Tag 1: Von Schierke nach Nordhausen und wieder zurück

 

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, strahlte am Morgen die Sonne. Unser Frühstück nahmen wir beim Brockenbäcker ein. So gestärkt machten wir uns auf die erste Etappe. Von Schierke sollte uns der Weg nach Nordhausen führen. Zurück wollten wir mit der historischen Brockenbahn fahren. So jedenfalls der Plan.

Wir starteten frohen Mutes und dank der exakten Führung von Komoot tauchten wir schon schnell in den Harz ein. Sehr früh schon musste ich meine anfänglichen Befürchtungen, es gehe nur über breite Wege über den Haufen werfen. Wir folgten super schönen Trails quer durch den Wald, der an manchen Stellen richtig magisch war. Irgendwie kein Vergleich zu unserem Pfälzerwald.

 

Von Schierke führte unser Weg entlang der kalten Bode Richtung Elend und Tanne. Weiter ging es über die warme Bode nach Benneckenstein bis zum Sophienhof. Dort genossen wir auf dem Ziegenhof ein leckeres Eis aus Ziegenmilch. Der Geschmack war jedoch unspektakulär, es schmeckte wie „normales“ Eis. Kein Hauch von Ziege war erkennbar. Da sich das Wetter etwas eintrübte, fuhren wir zügig weiter der Bere entlang. Wir passierten Netzkater, Poppenberg und Schlosskopf und erreichten schließlich Neustadt/Harz. Von dort aus ging es über den Galgenberg, Westerberg, Hopfenberg, Leichte Höhe, Kalkberg und Hoffeberg zum Bahnhof in Nordhausen. Nordhausen empfing uns dann mit dem für den Harz typischen Regen. Von der netten Dame am Schalter der Harzer Schmalspurbahn erfuhren wir, dass zum einen die historische Dampflok nur am Morgen und am frühen Nachmittag fährt und zum anderen, dass die Bahn erst am späten Nachmittag wieder Richtung Schierke fährt. Wir würden somit erst am späten Abend ankommen. Eine Fahrt ohne Licht durch den unbekannten Wald stünde uns nun bevor. Zudem war auch nicht gewiss, ob uns die Bahn mit unseren Bikes mitnimmt. Wenn zu viele Personen am Einstieg wären, würde man Bikes nicht mitnehmen, so der Kommentar. Es gäbe aber auch die Möglichkeit an den Bahnhof Eisfelder Talmühle zu fahren. Dort kreuzen mehrere Strecken und es gäbe auch die Möglichkeit dort eine frühere Bahn Richtung Schierke zu nehmen. Um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, beschlossen wir daher diese Option wahrzunehmen. Von Nordhausen fuhren wir dann über Niedersachswerfen nach Ilfeld und weiter parallel zur Brockenbahn zum Bahnhof Eisfelder Talmühle. Wir kamen dort sogar so früh an, dass wir die Einfahrt der historischen Dampflok bewundern konnten und noch ein Bier in der nun herrlich scheinenden Sonne trinken konnten. Rechtzeitig bestiegen wir leider nur den Triebwagen der Brockenbahn und fuhren als einzige Passagiere zurück bis Elend. Die Strecke von Elend nach Schierke war schnell zurückgelegt. Da die abendliche Verpflegung recht problematisch war, bestellten wir uns beim Dorfchinesen etwas. Und wieder kam über Nacht der Regen.

 

 

Tag 2: Von Schierke nach Goslar

 

Der zweite Tag versprach genauso schön zu werden wie der erste Tag. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir unser Frühstück in der Brockenbäckerei. Die zweite Etappe sollte uns von Schierke über den Brocken nach Goslar führen.

 

Von Schierke führte uns unser Weg zunächst hoch zum Bahnhof Schierke. Dieser lag ein gutes Stück über dem Dorf. Weiter ging es über den Pfarrsteg zum Glashüttenweg und weiter zur asphaltierten Brockenstrasse. Die Knochenbrecherkurve stellte sich beim Hochfahren als recht harmlos heraus. Woher der Name kommt, konnte sich niemand erklären. Interessant war in diesem Zusammenhang auch der Zustand der Bäume. Ähnlich wie im Bayrischen Wald waren hier die Bäume komplett abgestorben und zum Teil umgeknickt. Ein zufällig vorbeikommender Förster klärte uns auf, dass hier der fehlende Niederschlag (in Harz!!!) im Zusammenhang mit dem Befall des Borkenkäfers die Bäume so geschwächt haben, dass sie bei Sturm reihenweise umknicken. Man konnte den Befall des Käfers richtig verfolgen. Die höher gelegenen Bäume waren noch nicht befallen und somit noch grün. Der Förster meinte aber auch, dass in wenigen Jahren auch dort der Schädling ankommen werde. Wie im Bayrischen Wald wollte man auch hier der Natur die Möglichkeit zur Regeneration geben. D.h. man wollte nicht in den Erneuerungsprozess eingreifen. Der Wald solle sich selbst erneuern. Wir erreichten den Brocken mit 1141 m Höhe. Wie glücklich konnten wir uns schätzen diesen Berg tatsächlich ohne Regen und ohne Wolken zu sehen. Natürlich verbarg sich die Sonne hinter einer Wolkenschicht, aber die Sicht und die Temperatur war trotzdem wider Erwarten super. Nach dem obligatorischen Foto vor dem Brocken auf dem Gipfel nahmen wir den Downhill in Angriff. Der Weg führte über gut verlegte Rasengittersteine nach unten. Es war allerdings schon recht ungewöhnlich solch eine Bodenbeschaffenheit vorzufinden. Im Abstand einer Autobreite befanden sich Rasengittersteine, die wirklich gut verlegt waren. Zwischen den Steinen war nackte Erde. Sicherheitshalber versuchten wir nicht in die Zwischenräume zu kommen und rauschten den Trail hinab. Über den Kleinen Brocken, den Eisernen Tisch und den Hirtenstieg ging es hinab zum Frickenplatz. Hier war der Beginn eines tollen Wurzeltrails zur Eckertalsperre. Wir überquerten den Stausee an der Staumauer, die auch gleichzeitig die Grenze zwischen der damaligen DDR und Deutschland darstellte. Hier war man tatsächlich recht pragmatisch was den Grenzverlauf anging. Weiter ging es über den Hasselkopfund Molkenhaus zum Ettersklippenweg. In Bad Harzburg schließlich verliesen wir den Wald. Hier gaben sich die Autoren der Tour weniger Mühe. Der Weg nach Goslar sollte direkt entlang einer Bundesstrasse gehen. Statt der Beschreibung der Tour zu folgen, beschlossen wir einen besseren Weg mit Komoot zu suchen. Natürlich wurden wir fündig und fuhren über Göttingerrode und Oker entlang der Gelmke zum Gelmketeich und erreichten schließlich Goslar. Im Gegensatz zu Schierke zeigte sich Goslar als eine wunderbare Stadt mit einer romantischen Altstadt. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir bewunderten die tollen alten Häuser, die einen direkt in einen Historienfilm zurückversetzen zu schienen. Mitten in der Altstadt fanden wir dann auch eine urige Bierkneipe, in der wir das erste wohlverdiente Getränk genossen. Als wir uns dann auf den Weg zu unserem Hotel machen wollten, stellte ich fest, dass mein Hinterreifen platt war. Gab es jemals eine bessere Stelle für einen Reifenwechsel? Sofort wurde eine Runde Gerstensaft nachbestellt und dabei der Reifen gewechselt. Den Abend genossen wir in der Altstadt bei einem leckeren Bier im Goslarer Brauhaus und einem Aperol Spritz als Absacker auf der Hotelterrasse.

 

Strecke: 74,97 km, Dauer: 5h 32min, Durchschnitt: 13,51 km/h, 1431 Hm

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Tag 3: Von Goslar nach Schierke

 

Dies sollte die Königsetappe werden. Aber schon am Vorabend beschlossen wir die Tour ein wenig zu entschärfen, um ein genussvolles Biken sicherzustellen. Wir fuhren also von Goslar los und folgten der Trülke. Über den Taubenstieg gelangten wir nun entlang der Grane zur Granetalstrasse und erreichten Hahnenklee. Nach einer Umrundung des Kleinen Kranischen Teichs (zugegeben, die Strecke ist bestimmt nur 500 m) kamen wir zur Stabkirche. Diese ist eine Nachbildung der Stabkirche von Borgund. Erbaut wurde sie 1907. Selten hatten wir bisher ein schöneres Bauwerk gesehen. Wie am Vortag schon beschlossen, gönnten wir uns eine Liftauffahrt auf den Bocksberg (727 m). Diese Höhenmeter (ja, es waren nur rund 200 Hm) hatten wir schon mal eingespart. Weiter ging die Tour über den Liebesbankweg zur Plötscher Hütte und weiter auf dem Schalker Stadtweg zur Festenburg und zum Großen Kellerhalsteich. Über den Zellerfelder Kunstgraben gelangten wir zum Kiefhölzer Teich. Dort begann eine gut 10 km lange nahezu topfebene Strecke. Wir gehen davon aus, dass dies früher einmal eine Eisenbahnstecke war, die jetzt zurückgebaut wurde. Jens spannte sich als Lokomotive vor und wir rasten mit 30 km/h Richtung Claustal-Zellerfeld. Weiter ging es über Altenau (460 m), dem Dammgraben und dem Gustav-Baumann-Weg hinauf zur Wolfswarte (940 m). Hier machten wir in der Sonne ein Picknick. Der Downhill über den Wolfswarter Fuhrweg stellte sich als technisch schwieriger, weil extrem verblockter Trail dar. Trotzdem meisterten wir diesen Weg mit Bravour. Wir erreichten schließlich Torfhaus. Ab hier ging es entlang des Abbegrabens auf dem Goetheweg Richtung Brocken. Da wir diesen aber schon besucht hatten, liesen wir ihn links liegen und rauschten auf dem oberen Königsberger Weg bergab Richtung Schierke.

 

Strecke: 54,93 km, Dauer: 4h 40min, Durchschnitt: 11,74 km/h, 1220 Hm

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Tag 4: Bikepark Braunlage am Wurmberg

 

Für den letzten Tag hatten wir eine schöne Rundtour auf Komoot gefunden. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir von Schierke entlang der kalten Bode durchs Elendstal nach Elend. Danach folgten wir dem Boderandweg zur Mandelholztalsperre und weiter nach Rothehütte. Über die Friedensstrasse gelangten wir zur Königsmühle. Dort teilt sich die Bode in die Kalte Bode und die Warme Bode. Natürlich mussten wir noch hoch zur Königsburg um den phantastischen Ausblick zu genießen. Weiter folgten wir der warmen Bode über die Bodetalstrasse bis Tanne. Wir erreichten das Grenzdenkmal bei Sorge und konnten sehen, wie früher hier die Grenze zwischen Ost und West befestigt war. Weiter ging es über die uns schon bekannten Rasengittersteine, die hier recht schlampig verlegt waren. In der Ebene fahren sich diese Steine eher unangenehm. Man muss versuchen immer zwischen den Aussparungen zu bleiben, da sonst die Fahrt zu einem Gehoppel wird, das die Hände und Füße malträtiert. Schließlich erreichten wir Braunlage. Es war natürlich keine Frage, dass wir auch hier den Lift zum Wurmberg hochnahmen. Von 620 m gondelten wir hoch auf 950 m. Der anschließende Downhill über den Nordhang hinab Richtung Schierke war einfach nur traumhaft.


Strecke: 36,81 km, Dauer: 2h 33min, Durchschnitt: 14,37 km/h, 860 Hm

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Das war nun unsere Runde im Harz. Ich muss zugeben, dass ich mich total getäuscht habe. Für mich hatte der Harz etwas Altes, Muffiges an sich. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Der Harz bietet tolle Trails durch einen fast schon magisch wirkenden Wald. Einfach ein super Bikegebiet. Einzig die Versorgung lässt einige Wünsche offen. Am Nachmittag findet man praktisch keine Einkehrmöglichkeit. Aber mit einem Picknick lässt sich dies ganz elegant lösen. Mein Urteil daher 5 von 5 Sternen.