"Auf 123 Kilometern über gewaltige 4.500 Höhenmeter zu atemberaubenden Panoramen – der Stoneman Taurista führt Dich zu satten Almwiesen, urigen Berghütten und den Gipfelkreuzen des Salzburger Landes."
Soweit also die Ankündigung auf der offiziellen Homepage. Für die skifahrenden Memmen sorgten natürlich die Orte Flachau, Wagrein, und Obertauern für einen freudigen Glanz in den Augen. Schnell war beschlossen, dass wir uns auch auf dieses Wagnis einlassen wollten. Die Beschreibung der Tour war heftig, aber es bestand ja immerhin die Möglichkeit die Tour auf Bronze-Niveau zu fahren. Somit würde man die Runde in 3 Tagen mit jeweils rund 40 km und 1500 Hm absolvieren. Da blieb also noch genug Zeit zum entspannten Genießen der Gegend.
Für die Tour hatten wir uns den 31.08. – 02.09. ausgesucht. An den Start gingen dann die Memmen Oli, Karl, Steffen, Jens und Christian
Anreise:
Gewöhnlich trifft auf unsere Touren das Sprichwort „Wenn Engel reisen, lacht der Himmel“ zu. Dies schien diesmal nicht so recht der Fall zu sein. Am Anreisetag und am ersten Fahrtag war wohl noch Sonnenschein angekündigt, am zweiten Fahrtag sollte es schon bewölkt werden und gegen Abend sollte es anfangen zu regnen. Der dritte und vierte Tag sollte eher katastrophal werden und es sollte ordentlich schütten. Wir versuchten die Prognose so gut es geht zu ignorieren und hofften auf Besserung. Aber leider tat uns WetterOnline nicht den Gefallen. Jedes Mal wenn man die Wetterlage checkte bot sich das gleiche Bild. Und so kam es, dass wir am Vorabend beschlossen die Tour nicht gemütlich in 3 Etappen zu fahren, wir wollten die Runde auf Silber-Niveau, also in 2 Etappen absolvieren. Das Abendprogramm fand, wenn auch etwas gebremst, trotzdem statt. Manch einer konnte meinen, der ein oder andere trank sich Mut für die bevorstehende Aufgabe an.
Zu erwähnen wäre noch unsere Selbstversorger-Unterkunft. Wir hatten diese zentral in Flachau gebucht. Soweit war die Einrichtung komfortabel und komplett. Leider gab es aber ein Problem mit dem Kaffee. Wir hatten eine hochmoderne Kapsel-Kaffeemaschine und die dazu passenden Kapsel hätte man für einen unverschämten Preis an der Rezeption kaufen können. Da schlug der Schwabe in uns Memmen zu. Direkt in der Nachbarschaft befand sich ein Spar-Markt. Gar nicht dumm, machte sich dann direkt eine Abordnung auf den Weg um die benötigten Kapseln zu erstehen. Leider war sowohl die Auswahl an Sorten, als auch die Formen der Kapseln sehr groß. Um diesem Problem Herr zu werden, lies man sich einfach den Kapselträger bringen und versuchte so die korrekte Version zu finden. Ein Ingenieur, ein EDV Experte, ein Handwerksmeister und ein Techniker standen im engen Supermarkt zusammen und schauten ratlos auf den Träger und die möglichen Kapseln. Schließlich entschied man sich für eine Variante und hoffte auf das Beste. Natürlich passten die Kapseln nicht in das Gerät. Somit war fürs erste der morgendliche Frühstückskaffee in weite Ferne gerückt.
Tag 1:
Das Missgeschick mit den falschen Kaffeekapseln beschäftigte uns sehr. Da wir als Selbstversorger aber morgens Brötchen holen mussten und zum Glück auch eine „normale“ Kaffeemaschine fanden, machte es sich Jens zur Aufgabe dieses Kaffeeproblem zu lösen. Fest entschlossen ging er zur Bäckerei um Kaffee und Filter zu kaufen. Schon nach kurzer Zeit kam er mit einem selbstgefälligen Blick zurück und präsentierte uns zuerst die Kaffeefilter, die er mit großem Geschick der Bäckersfrau abgeschwatzt hatte. Diese waren eigentlich dort nicht zum Verkauf angeboten. Danach zeigte er stolz seine weitere Beute: ein Päckchen Kaffee. Dumm nur, dass es sich um entkoffeinierten Kaffee handelte. Statt dem erwarteten Lob, erhielt er eine Standpauke. Auch seine Aussage, dass es der einzige gemahlene Kaffee war, machte es nicht besser.
Wissend, dass uns heute eine Etappe von gut 60 km Länge und über 2000 Hm erwartete, gingen wir etwas früher an den Start – mit ohne Koffein im Blut.
Wir starteten in Flachau pünktlich um 8 Uhr. Das Wetter versprach heute gut zu werden. Nach einem Kilometer führte uns der Weg weg von der Hauptstrasse. Es begann direkt der erste Aufstieg zum Griessenkar. Innerhalb von 9,4 km erklommen wir eine Höhe von 1886 m. Das war zum Einfahren ganz schön knackig. Am Gipfel fanden wir dann unseren ersten Checkpoint. Mit vor Aufregung zittrigen Händen stanzten wir das erste Loch in unsere Karte. Die Belohnung folgte dann sofort. Wir rauschten den gut 5 km langen Downhill durch den Bikepark hinab nach Wagrain (956 m). Von dort führte der Weg dann in einer recht moderaten Steigung zur Edelweißalm (1243 m), unserem 2. Checkpoint. Im Anschluss war die Tour eher locker. Fast eben rollten wir gut 13 km nach Altenmarkt. Dort begann der nächste Anstieg hinauf zum Rossbrand. Der Anstieg war zunächst noch gut fahrbar. Aber die letzten 150 Hm hatten es echt in sich. Mit Steigungen von 25% bis 30% war an ein Fahren kaum zu denken. Bei sommerlicher Hitze schoben wir die Bikes dem Gipfel entgegen. Wir erreichten schließlich den Rossbrand (1798 m) nach 10 km. Und genau hier hatten wir ein weiteres unvergessliches Highlight: Den 360° Rundblickblick auf 150 Alpengipfel. Vom Dachstein über Bischofsmütze, das Tennen- und Hagengebirge über Hochkönig, die Hohen Tauern mit Großglockner und Großvenediger reichte unser Blick. Zum Glück war ein Einheimischer am Gipfelkreuz, der uns genau sagen konnte, wo welcher Berg zu sehen war. Einfach grandios! Schnell war das 3. Loch in unsere Karte gestanzt und es ging auch schon weiter hinab nach Mandling. Es standen mittlerweile 54,7 km auf unserem Tacho und wir erreichten den 4. Checkpoint Mandlberg (1061 m). Rasant ging dann die Fahrt weiter nach Mandling (948m) wo die Tour für heute endete. Bis hier waren es 58,7 km und 2413 Hm. Aber Mandling ist nicht Flachau. Jetzt kam die Heimfahrt als kleines Sprintrennen. Uns führte ein schöner Radweg entlang der Enns von Mandling nach Flachau. Die 21 km lange Strecke absolvierten wir in gut einer Stunde. Wir erreichten Flachau um 18:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und 30°C. So musste Mountainbiken sein. Um am nächsten Tag ein 21 km langes Einrollen zu sparen, beschlossen wir ein Shuttle für die Fahrt nach Mandling, unserem Start in die 2. Etappe zu buchen.
Tourdaten Stoneman-Trail: 58,7 km, 2413 Hm, 5h 37min, Schnitt 9,9 km/h, max. 60,62 km/h
Tag 2:
Das Kaffeeproblem steigerte sich am 2. Tag erheblich. Zum Glück kam Steffen, unser begabter Handwerker, auf die Idee die falsch gekauften Kapseln zu öffnen und den so gewonnenen Kaffee in den Filter zu kippen. Das war der Durchbruch. Wir hatten alles, was wir brauchten. Jeder eine Tasse richtigen Kaffee.
Da wir eine lange Etappe vor uns hatten begaben wir uns pünktlich um 8 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt mit unserem Shuttle. Der Wagen mit Anhänger stand schon bereit und der Fahrer verlud in Windeseile die Bikes auf den Hänger. Völlig entspannt fuhren wir so nach Mandling. Von dort führte unser Weg leicht hinauf um den Eibenbergkopf (1100m) herum nach Forstau (962 m). Nach 8,23 km standen wir vor unserem 5. Checkpoint. Weiter ging die Tour recht moderat und gleichmäßig ansteigend Richtung Vögeialm (1425 m). Während dieser 23 km zeichnete es sich leider ab, dass unser Jens nicht weiterfahren konnte. Ihn plagten starke Knieschmerzen, die eine höhere Belastung ausschlossen. In der Vögeialm legten wir eine Kaffeepause ein und beratschlagten was wir machen sollten. Steffen beschloss spontan unseren Freund Jens nicht alleine zu lassen und mit ihm zurück nach Flachau zu fahren. Traurig verabschiedeten wir unsere Freunde und machten uns nun nur noch zu dritt auf, den nächsten Checkpoint zu erreichen. Leider blieb die Strecke ab der Vögeialm nicht mehr so gut fahrbar. Irgendwie mussten schließlich die Höhenmeter abgespult werden und jetzt begann der Anstieg erst richtig. Im ersten Abschnitt konnte man noch einigermaßen gut fahren. Die Steigung war maximal 20%. Erschöpft erreichten wir nach 23,3 km die Oberhütte am See (1868 m), unseren 6. Checkpoint. Da gerade alle Energiereserven aufgebraucht waren, beschlossen wir in der Hütte einen Kaiserschmarren und ein alkoholfreies Bier zu nehmen. In der Sonne sitzend tat diese Pause richtig gut, aber wir wussten, dass es noch ein gutes Stück aufwärts gehen sollte. Ab jetzt war an ein durchgehendes Fahren nicht mehr zu denken. Mittlerweile gab es keinen Weg mehr. Man konnte nur noch anhand der rot-weißen Markierungen sehen wo es hingehen musste. Mit unseren leichten Mountainbike-Schühchen machten wir doch einen komischen Anblick neben den zahlreichen Wanderern mit ihren dicken und stabilen Wanderschuhen. Eigentlich konnte man sein Bike auch nicht mehr schieben, man musste es stellenweise tragen und über tiefe Rinnen und Gräben heben. Spaß ist irgendwie anders. Innerhalb von 3 km erklommen wir über 300 Hm und ganz plötzlich tauchte vor uns das Stoneman-Zeichen auf. Auf einem Steinhügel war das Symbol befestigt und zeigte uns an, dass wir das Dach der Tour mit 2150 m erreicht hatten. Ab jetzt sollte es nur noch bergab gehen. Aber zunächst war auch hier nur partielles Fahren möglich. Meist musste das Bike nach unten gehoben werden. Der Weg führte nun hinab zur Talstation der Schönalmbahn (1881 m), vorbei am Hundsfeldsee nach Obertauern (1812 m). Bis hier waren es schon, oder erst 30,8 km. Noch nicht einmal die Hälfte der Strecke und wir waren schon 5h 30 min unterwegs! Aber wir befanden uns auf der wohl längsten Abfahrt. Unser Weg führte stetig nach unten und schon 1 h später erreichten wir das nächste Tour-Highlight, den Johannesfall (1530 m). Dies war unser 7. Checkpoint. Der Wasserfall war richtig beeindruckend. Es ist sogar möglich auf einem schmalen Weg hinter den Wasserfall zu gehen. Leider konnten wir das Spektakel nicht allzu lange bewundern, wir mussten weiter. Jetzt war die Fahrt recht locker. Immer entlang der Strasse führte uns unser Weg über Untertauern (46,4 km, 1050 m) nach Palfen (60,6 km, 898m). Nun stand der letzte Aufstieg hoch zum Sattelbauern an. Wir wussten, wir werden es schaffen. Mit breitem Grinsen quälten wir uns zum Gasthof und somit zu unserem letzten und 8. Checkpoint hoch. Wir erreichten müde und abgekämpft, aber glücklich die Sattelbaueralm (66,6 km, 1338 m). Jetzt waren wir Silber-Finisher des Stoneman Taurista. Fehlte nur noch die Abfahrt nach Flachau. Wir erreichten unsere Unterkunft just in dem Moment als der angekündigte Regen kam. Sofort holten wir unsere Trophäe in der Rezeption ab und wurden dort von den Mädels mit einem leckeren Schnaps für unsere Heldentat belohnt. Jens und Steffen erwarteten uns derweil schon mit einem leckeren Bier und Häppchen um mit uns zu feiern – so verhalten sich eben echte Freunde. Danke!
Tourdaten Stoneman-Trail: 71,27 km, 2233 Hm, 6h 17min, Schnitt 11,3 km/h, max. 67,49 km/h
Tag 3:
Regen, nichts als Regen. Ich verspürte den Drang ein großes Schiff zu bauen, um von jeder Art 2 aufzunehmen, wurde aber von den mangelnden Handwerksfähigkeiten und den Freunden davon abgehalten. Jetzt schlug die Stunde der pfiffigen Memmen. Montags war der Supermarkt geöffnet. Das bedeutete, dass nun ein Päckchen frisch gemahlener Kaffee erstanden werden konnte. Schnell war dieses Geschäft abgeschlossen und einem leckeren Frühstück stand nun nichts mehr im Wege. Die Memme an sich ist ja nicht nur zum Sport geboren, nein man eine Memme ist ein rechtes Shopping-Luder. Die Vorbereitung einiger Memmen war sagenhaft. Man hatte schon das Designer-Outlet Salzburg als Alternative für einen Regentag vorgesehen. So wurde es dann auch gemacht. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es Richtung Salzburg. Das Outlet war schnell gefunden und danach verlief alles eher in Zeitlupe. Ich habe noch nie so lange in Bekleidungsgeschäften gestanden. Als beim Kauf einer normalen Unterbuxe dann noch die Unterhosenfachverkäuferin zu Rate gezogen wurde, war ich mit den Nerven fertig. Aber auch die Shopping-Fraktion kam am Ende glücklich und mit zahlreichen Tüten beladen zurück. Auf der Rückfahrt beschlossen wir, die im Unterkunftspreis enthaltene Gondelkarte zu nutzen und wir fuhren zum Essen auf den Grießenkar ins Bergrestaurant Waldgasthof. Nach dem Essen ging es dann zurück in unsere Unterkunft. Im Nachbargebäude wartete auch schon eine Sauna auf uns, die Entspannung für die geschundenen Körper bringen sollte.
Tag 4:
Der Regen hatte in der Nacht aufgehört. Um den letzten Tag angemessen ausklingen zu lassen, beschlossen wir gemeinsam mit den kniegeschädigten Memmen Jens und Steffen nochmal hoch zum Sattelbauern zu fahren. Dort wollten wir in der Sonne gemütlich einen Kaffee trinken. Schnell waren die Taschen gepackt und ein letztes Frühstück bereitet. Gut gelaunt machte sich die Memmengruppe dann schon auf den Weg. Gemütlich radelten wir von Flachau Richtung Altenmarkt. Jetzt begann der Anstieg zum Sattelbauern. Ganz locker und gemütlich fuhren wir die 5 km lange Auffahrt mit 391 Höhenmetern zusammen hinauf. Oben angekommen, dann die Enttäuschung. Entgegen der Öffnungszeiten an der Tür hatte man heute tatsächlich geschlossen. Der Kaffee in der Sonne auf der Sattelbaueralm musste ausfallen. Dies machte uns aber wenig aus. Wir bestiegen immer noch gut gelaunt die Bikes und machten uns an die Abfahrt nach Flachau. 2 Tage zuvor war dies noch eine tolle Strecke mit viel Flow, heute nun war der Downhill von Rinnen durchzogen und der Boden total feucht und übersät mit glatten Wurzeln. Meine Freude hielt sich doch etwas im Zaum. Aber schlussendlich erreichten wir Flachau und fanden eine schöne Location, wo wir unseren Kaffee in der Sonne genießen konnten. Glücklicherweise wurde uns erlaubt uns im Saunabereich vor der Heimfahrt noch zu duschen. So konnten wir erfrischt und sauber die Heimfahrt antreten.
Der silberne Stein des Stoneman Taurista steht seitdem in der heimischen Vitrine. Ich persönlich bin stolz wie Bolle auf die Tour. Es war eine wirklich eindrucksvolle Runde, mit tollen Highlights wie dem 360° Alpenpanorama, dem idyllischen Wasserfall und vielem mehr. Der Stoneman ist für uns natürlich nicht abgeschlossen – wir werden 2020 den Stoneman Miriquidi im Erzgebirge angehen. Laut Planung auf Bronze-Level – aber man weiß ja nie.