Nachdem das Projekt AlpenX mit einer Dauer von 9 Tagen geplant wurde, beschlossen die Memmen Dirk und Christian eine Light-Version (Codename: AlpenLightX) anzugehen. Ziel war es mit möglichst viel Spaß die Alpen zu überqueren. Auch war es unserer Meinung nach nicht ratsam die erste Alpenüberquerung gleich extrem zu gestalten. Wir wollen zwar auch Höhenmeter fressen, aber der Fun soll doch im Vordergrund stehen. Unser Motto lautet daher:

Shake hands with nature – nur unsere Bikes haben keine Ständer

Da wir weder die Zeit noch die Erfahrung haben eine AlpenLightX Tour selbst auszuarbeiten, beschlossen wir bei 2 – 5 Weizenbier einfach die Tour 12 St. Anton – Poschiavo aus dem Buch „Traumtouren Transalp“ von Ulrich Stanciu nachzufahren.Die Tour führt uns in 4 Etappen über die Alpen:

  • Tag 1: St. Anton – Heilbronner Hütte – Ischgl (ca. 42 km)
  • Tag 2: Ischgl – Fimberpass – Scoul (ca. 38 km)
  • Tag 3: Scoul – Pass da Costainas – Val Mora (ca. 40 km)
  • Tag 4: Val Mora – Passo Val Viola – Poschiavo (ca. 66 km)

Gesamthöhenmeter: 5567 Hm, Gesamtstrecke:186,66 km, davon ...

  • Asphalt: 39,26 km, 21,0%
  • Schotter: 106,53 km, 57,0%
  • Wald/Wiese/Wanderweg: 8,35 km, 4,5%
  • Pfad: 24,42 km, 13,1%
  • Schieben: 8,10 km, 4,3% (hoffentlich nicht mehr)

Als Termin für diese Tour haben wir die Zeit vom 28.06. bis 01.07.2003 gewählt.

Da wir zu zweit die Tour angehen, werden wir keine Hütten bzw. Zimmer buchen. Laut Aussage der Fremdenverkehrseinrichtungen sind zu dieser Zeit noch genügend Plätze frei. Wir lassen uns da mal überraschen. Ein Zelt ist jedenfalls nicht mit auf der Packliste.

Planungen was genau man für einen AlpenX so alles braucht überlassen wir unseren harten Memmen. Wir übernehmen gerne Ihre Packliste und überprüfen mit unserer Tour die Liste auf Vollständigkeit.

So und jetzt zum Schluss noch unsere Hoffnungen:
Wir hoffen unsere Etappenziele schon am frühen Nachmittag zu erreichen. Ihr findet uns dann in der Sonne liegend, die Muskulatur im Warmen entspannend und eine isotonische Weizenkaltschale trinkend. Partys gehen wir jedenfalls nicht aus dem Weg (zeitgleich mit unserer Tour findet ja der Dom-Skate-Marathon statt!).

Danksagungen:

Wir danken schon jetzt im Vorfeld der Tour unseren Frauen, die tagelange Ausführungen zum Thema AlpenX hören mussten und insbesondere Ulla, die uns selbstlos nach St. Anton fährt und hoffentlich rechtzeitig wieder in Poschiavo abholt!

Desweiteren danken wir Andreas & Steffen für die Ausarbeitung der Packliste, Zeppi für den ausgeliehenen Rucksack, den Braumeistern für ihr leckeres Bier, den Ingenieuren von Cube und Corratec für Ihre tollen Bikes (wir wollen doch hoffen, dass wir von Pannen verschont bleiben) und allen die mit uns für schönes Wetter beten!!!!!


St. Anton – Heilbronner Hütte – Galtür – Ischgl

"Start zur Fahrt ins Glück"

Start: 08:22 Uhr, 23°C, sonnig, Höhe 1440 m (St. Anton Hotel Mooser Kreuz)
Ziel: 14:30 Uhr,27°C, sonnig, Höhe 1410 m (Ischgl Hotel Alpenblick)
Strecke: 43,58 km, Fahrzeit: 3 Std. 44 Min, Durchschnittsgeschw.: 11,63 km/h
Höhenmeter: 1104 m (rauf), 1142 m (runter), max. Höhe: 2328 m (Heilbronner Hütte)

Die erste Etappe begann traumhaft. Wir fanden sehr schnell das Hotel Mooser Kreuz am Ortseingang von St. Anton. Nach ein paar obligatorischen Fotos starteten wir um 08:22 Uhr zu unserer ersten Alpenüberquerung.

 

Wir fuhren einen sehr gut beschilderten und super fahrbaren Schotterweg ins Schönverwalltal.

Der Weg führte uns innerhalb von ca. 12 km von 1440 m Höhe auf 1829 m. Nachdem wir die Darmstädter und Konstanzer Hütte passiert hatten mündete der breite Schotterweg in einen Pfad.

 

Diesem, zum größten Teil noch fahrbaren Pfad folgten wir dann für die nächsten 3 km. Am Schild "Peter Bruckmann Weg“ bog der Pfad rechts über eine schmale Brücke ab und endete an einem monströsen Geröllfeld.

Ein paar Meter weiter oben, mitten in jenem Geröllfeld konnten wir noch rot - weiße Pfadmarkierungen ausmachen.

 

Ab hier zog sich der Pfad laut Roadbook mit einer mittleren Steigung von 17% über eine Strecke von 2 km in die Höhe. Missmutig schoben und trugen wir also unsere Bikes für die nächste Stunde nach oben . Hier zahlt sich ein leichtes Bike und ein leichter Rucksack absolut aus. In einer Höhe von 2290 m hatte die Plackerei ein Ende und das Geröllfeld war überwunden. Über uns strahlte die Sonne und die Heidelberger Hütte lockte schon mit einer Mittagsrast. Die restlichen 200 Meter zur Hütte mit 17% Steigung und losem Schotter konnten uns dann auch nicht mehr bremsen. Wir eroberten den Berg und die Hütte gerade rechtzeitig um die Mittagszeit. Die Strapazen und Mühen waren bei einer ordentlichen Portion Spaghetti und 2 Apfelsaftschorlen schnell vergessen. Es lockte ja direkt nach der Pause eine 20 km lange Talabfahrt. Da wir die einzigen Gäste waren hielten wir uns nicht allzu lange auf. Langes Trikot an, allen Mut zusammengenommen und los ! Es folgte ein geiler Downhill. Wir preschten die Schotterstrecke mit zum Teil 16% Gefälle herunter. Der Weg war sehr gut fahrbar und es ging in flotter Fahrt vorbei an Alpe Verbella und leider auch am Abzweig zum Zeinisjoch. Glücklicherweise konnte man sich hier auf Dirks Gespür für Richtungen der Täler und Höhe verlassen. Wir waren nur etwa einen Kilometer und 50 Höhenmeter zu tief gefahren. Nach diesem Lapsus ging es weiter – jetzt richtig – bergab zur Europäischen Wasserscheide Rhein/Donau. Diese sah aus wie ein See und der Weg führte uns direkt im Hang am Ufer entlang. Am Ende des Pfades kamen wir auf eine Straße und konnten schon weiter unten Galtür sehen. In Galtür nahmen wir uns dann sogar noch Zeit im Noggolo einen Apfelstrudel zu essen und einen Kaffe zu trinken.

 

Unser Motto war schließlich mit möglichst viel Fun die Tour zu fahren. Von Galtür (1627 m) ging es dann in rasanter Fahrt (max. Speed: 71 km/h) durch 2 Tunnels auf der Autostraße nach Ischgl. Das Trofana Royal fanden wir auf Anhieb, aber unverständlicherweise hatte irgendjemand unsere Buchung verschlampt.

 

Also gingen wir ins zweitbeste Haus am Platz, dem Hotel Alpenblick, wo uns die Chefin schon an der Haustür freundlich empfing. Die Bikes wurden in den Keller gestellt und wir erhielten unser Zimmer. Ein riesiges Zimmer mit Balkon, Dusche und Doppelbett für 25€/ Person inkl. supertollen Frühstücksbuffet. Ein Traum !!! Abends gingen wir dann noch mal in die Trofana-Alm wo wir unser verdientes Bierchen einnahmen und auch gut zu Abend essen konnten. Die Stimmungskanone DJ Jet-Hans ließen wir ausfallen und gingen lieber etwas früher zu Bett.

 


Ischgl – Heidelberger Hütte – Fimberpass – Zuort – Scuol

"Das Dach der Tour – Leiden auf dem Fimberpass"

Start: 08:15 Uhr, 18°C, sonnig, Höhe 1410 m (Ischgl Kirche)
Ziel: 16:27 Uhr,29°C, sonnig, Höhe 1214 m (Scuol Hotel Alpenrose)
Strecke: 38,49 km, Fahrzeit: 5 Std. 26 Min, Durchschnittsgeschw.: 7,09 km/h
Höhenmeter: 1336 m (rauf), 1443 m (runter), max. Höhe: 2608 m (Fimberpass)

Zu Beginn der 2. Etappe besuchten wir den Kuhstall in Ischgl.

 

Wie nicht anders zu erwarten hatte dieser, am Abend zuvor übrigens auch, schon geschlossen. Ich möchte wissen wie man da feiern kann. Aber unsere Memmenfreunde feiern ja auch gerne mal in einem übervollen Bus wie beim letztjährigen Dom-Skate-Marathon. Sei's drum, dachten wir und radelten munter los. Warum es dann ab der Kirche bis zur Mittelstation der Seilbahn für die nächsten 2 km so brutal steil nach oben ging konnte uns keiner erklären. Wir verfluchten denjenigen, der sowas verbrochen hat und strampelten weiter. Nachdem wir die Straße verlassen hatten, ging es dann viel besser.

 

Vorbei an der Bodenalpe zog sich der 12 km lange Weg die gut 800 Höhenmeter hinauf zur Heidelberger Hütte. Auf einer sehr gut fahrbaren Schotterpiste überquerten wir zwischen Kühen, Pferden und Murmeltieren !!! an einem Stall die Grenze zur Schweiz. Der Boden war überall knochentrocken und die kleinen Rinnsale über die Fahrbahn stellten kein Hindernis für uns dar. Trotzdem fand ich auch in diesem Gelände das einzige Sumpfloch. Lässig wollte ich durch eine maximal 2 Meter lange Pfütze fahren, doch plötzlich war mein Vorderrad bis zur Bremsscheibe verschwunden. Nur dank meiner grandiosen Reaktion und meines superben Fahrgeschicks (Dirk meinte es sei einfach nur Glück gewesen) konnte ich einen Sturz vermeiden. Dirk überquerte dann ganz problemlos diese knifflige Stelle . Kurze Zeit später erreichten wir dann auch schon die Heidelberger Hütte. Dort stärkten wir uns mit einer hausgemachten Leberknödelsuppe. Kurz nach uns erreichten auch zwei Biker aus Essen die Hütte. Carsten und Jens waren auch auf ihrem ersten Alpencross von St. Anton nach Riva unterwegs. Nach einer äußerst kurzweiligen Mittagspause nahmen wir also den König der fahrbaren Pässe in Angriff: den Fimberpass.

Stolz und mächtig ragte der Pass gut 400 Meter über uns heraus. Ein schmaler Trail führte uns von 2260 m (Heidelberger Hütte) in ca. 2 km auf 2608 m Passhöhe hinauf. Die meiste Zeit haben wir die tolle Aussicht genossen und geschoben. Unserer Meinung nach kann da niemand rauffahren. Kurz vor dem Pass überquerten wir das erste Schneefeld. Ziemlich abgekämpft erreichen wir das Dach unserer Tour. 2608 Meter zeigte der Höhenmesser.

 

Wir freuten uns schon ein wenig auf eine schöne Abfahrt, aber daraus wurde nichts. Dicke Felsbrocken und scharfkantige Schieferplatten versperrten uns den Weg und wir beschlossen aus Sicherheitsgründen und zur Materialschonung auf die Abfahrt zu verzichten.

 

Also schoben wir mal eben 5 km weit und 600 Meter tief. Kurz vor Zuort erreichten wir einen wieder fahrbaren Trail, schwangen uns frohgelaunt auf den Sattel und wollten los. Doch die Freude endete kurz nach Zuort jäh. Der im Roadbook beschriebene Trail existierte nicht mehr. Während der Schneeschmelze war das jetzt so mickrige Rinnsal zu einem reißendem Strom angeschwollen und hatte einfach den Weg weggerissen.

 

Wir krabbelten also schon wieder durch Gestrüpp und Unterholz bis nach Sinestra und verloren dabei auf 3 km Wegstrecke nochmals rund 250 Höhenmeter. Am Kurhaus Sinestra hatte die Qual dann endlich ein Ende. Die Gäste guckten schon ziemlich komisch als wir verschwitzt, staubig und mit grimmigem Blick unsere Bikes auf die Terrasse stellten und jeder ein Eis nahm. Mit immer besserer Laune – schließlich strahlte ja die Sonne am Himmel – konnten wir dann die letzten 10 km über Sent nach Scuol abfahren. In Scuol trafen wir dann unsere Essener Freunde wieder. Diese hatten uns am Anstieg zum Fimberpass überholt und saßen schon bei einem Bier in der Nachmittagssonne. Schnell fanden wir unser Quartier, das Hotel Alpenrose. Auch hier konnten wir unsere Räder in einem Raum einschließen. Das Zimmer an sich war nicht so geräumig wie in Ischgl, dafür aber mit 66 SFr/ Person inkl. Frühstück auch teurer (eben Schweiz). Das Frühstücksbuffet war allerdings auch hier ausgezeichnet. Den Abend ließen wir dann im Zentrum von Scuol bei einer Pizza auf der Sonnenterasse ausklingen. Auf einen Besuch des feudalen Hallenbades haben wir dann aber doch verzichtet. Wäre aber bestimmt ein Erlebnis gewesen.

 


Scuol – S-charl – Pass da Costainas – Lü – Val Mora – Rfugio Val Fraele

"Die Traumetappe – Dirk im Adrenalin-Rausch"

Start: 08:10 Uhr, 22°C, sonnig, Höhe 1214 m (Scuol Fußgängerbrücke)
Ziel: 16:30 Uhr,21°C, sonnig, Höhe 1972 m (Rifugio Val Fraele)
Strecke: 62,25 km, Fahrzeit: 6 Std. 19 Min, Durchschnittsgeschw.: 9,85 km/h
Höhenmeter: 1840 m (rauf), 1140 m (runter), max. Höhe: 2246 m (Pass da Costainas)

In Scuol fiel uns am Abend ein Flyer des Nationalpark Bike Marathons in die Hände. Wir stellten erfreut fest, dass unsere komplette Tagesetappe ein Teil der 132 km Schleife des Marathons war. Zusätzlich fiel uns auf, dass die Strecke sogar schon beschildert war.

 

Wir konnten also neben Roadbook und Karte auch noch auf die Schilder des Marathons als Orientierungshilfe zurückgreifen. Die Strecke selbst war der Hammer schlechthin.

Der erste Anstieg war 20 km lang und führte uns von 1214 m auf 2246 m hinauf. Die ersten 12 km waren Asphalt und wir erreichten so relativ flott S-charl Crusch Alba. Ab dort führte uns ein Traumpfad auf Schotter über die Alp Astras zum Pass da Costainas.

 

An diesem Tag stimmte einfach alles. Wir hatten super Wetter und die Strecke führte idyllisch an einem Bach entlang zwischen saftig grünen Wiesen und kleinen Wäldern stetig bergauf. Vom Pass Costainas ging der Weg dann steil bergab über Wiesen, Schotter und Asphalt nach Lü. Dort machten wir in der einzigen Kneipe Mittagspause. Die ältere Wirtin servierte uns leckeren selbstgemachten Apfelstrudel und natürlich trafen wir auch hier wieder unsere Essener Freunde. Da wir noch einen weiteren Gipfel bezwingen mussten, fuhren wir rasch weiter bis Tschierv ab. Ein steiler Schotterweg führte uns jetzt von 1500 Meter über die Alp Pravader zum Pass Val Mora auf 2234 m Höhe. Eine Tortour bei über 30°C!

 

Nach dem Pass ging der Weg sanft bergab über Wiesen und tolle Singletrails. So sollten alle Strecken sein.

Laut Karte sollte der Trail auch hier an einem Bach entlang führen. Aber auch hier hatte der Bach den Weg weggespült. Zum Glück jedoch hatte man einen schmalen Steig in das Geröll gegraben. Schließlich sollte ja auch hier der Bike Marathon durchgehen. Wie im Adrenalin-Rausch schoß Dirk jetzt auf diesem höchstens 50 cm breiten Trail durch. Links ragte die Geröllhalde auf, rechts ein bis zu 20 Meter tiefer Abgrund bis zum Bachbett.

 

Glücklich und abgekämpft erreichten wir den Stausee und unser Quartier. Für 45 € erhielten wir ein super kleines Zimmer, ein 3-Gang-Abendessen und ein spitzen Frühstücksbuffet.

 

Die Bikes wurden in einem Schuppen abgestellt. Nach dem ersten Bier kamen dann auch schon – wen wird es wundern – die Essener Freunde. In deren Schlepptau kamen noch zwei Jungs aus Linz, die von Oberstdorf nach Poschiavo unterwegs waren. Jedoch fuhren die beiden von St. Anton über Ischgl nach Zuort. Heilbronner Hütte und Fimberpass an einem Tag überqueren, wir hatten den allergrößten Respekt . Den ganzen Abend noch erzählten wir von unseren bisherigen Erfahrungen und diskutierten über den weiteren Tourverlauf und das Wetter. Letzteres versprach für den nächsten Tag nicht gerade rosig zu werden. Die in den Nachrichten angekündigten Regenfälle schienen bald zu kommen.

 


Rifugio Val Fraele – Arnoga – Passo Val Viola - Poschiavo

"Ende der Tour mit einer Mega-Abfahrt"

Start: 08:14 Uhr, 20°C, bewölkt, Höhe 1956 m (Rifugio Val Fraele )
Ziel: 13:34 Uhr,21°C, leichter Regen, Höhe 1023 m (Poschiavo Bahnhof)
Strecke: 48,97 km, Fahrzeit: 4 Std. 17 Min, Durchschnittsgeschw.: 11,43 km/h
Höhenmeter: 686 m (rauf), 1570 m (runter), max. Höhe: 2482 m (Passo Val Viola)

Die letzte Etappe begann mit einem Frühstück, bei dem wie schon zuvor keine Wünsche offen blieben. Der angekündigte Regen war nicht gekommen, aber der Himmel war bewölkt. Da wir der ganzen Sache nicht so recht trauten, machten wir uns zeitig auf den Weg. Die Etappe führte uns vom Rifugio Val Fraele über 20 km leicht abwärts nach Arnoga.

 

Auf dieser Strecke lernten wir dann auch die Tücken einer breiten, leicht abfallenden und gut fahrbaren Schotterstraße kennen. Es kam uns während gut und gerne 15 km kein einziges Fahrzeug entgegen. Daher fuhren wir laut quatschend nebeneinander. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein Geländewagen vor uns auf. Dank einer beherzten Vollbremsung aller Beteiligten passierte niemandem etwas. Für den weiteren Weg jedoch waren wir gewarnt. Es kam uns dann allerdings kein Auto mehr entgegen. Nach Arnoga begann dann für uns der letzte Aufstieg von 1869 m auf 2489 m zum Passo Val Viola. Die Strecke ließ sich sehr gut fahren.

 

Allerdings zog sich das Wetter immer stärker zu. Die Temperatur sank auf nur für Dirk angenehme 12°C . Mit jedem Höhenmeter tauchten wir tiefer in die Wolken ein. Glücklicherweise fiel kein einziger Regentropfen. Auf der Passhöhe verließen wir Italien und betraten wieder die Schweiz. Laut Roadbook stand uns nun eine schwere Schiebepassage bevor. Dies konnte man so nicht sagen. Es war nicht schwer, es war brutal. Schon ohne Bike hatte man größte Mühe nach unten zu klettern; mit Bike war es fast unmöglich.

 

Wir kraxelten also unverdrossen die vorher mühsam erstrampelten 300 Höhenmeter nach unten und kamen an einem wild romantischen See, den Lac da Saoseo heraus. Ab hier folgten wir einem sehr schönen Pfad, der ganz gut fahrbar war. Ab der Alp Campo begann dann der eigentliche Mega-Downhill. Von 2064 m fuhren wir innerhalb von 15 km auf rund 1000 m ab. In rasanter Fahrt ging es vorbei an Sfazu und San Carlo nach Poschiavo. Kurz vor Poschiavo holte uns dann doch der Regen ein. Es fielen die ersten Tropfen, aber kurze Zeit später schon standen wir am Bahnhof in Poschiavo.

 

Dort endete unsere erste Alpenüberquerung.

Nachschlag zur 4. Etappe: Poschiavo – Räthische Bahn – Diavolezza - Pontressina

"Die Volker-Variante"

Start: 13:34 Uhr, 21°C, leichter Regen, Höhe 1023 m (Poschiavo Bahnhof)
Ziel: 14:48 Uhr, 19°C, leichter Regen, Höhe 1900 m (Morteratsch-Gletscher Campingplatz)
Strecke: 5,64 km, Fahrzeit: 10 Min, Durchschnittsgeschw.: 34,84 km/h
Höhenmeter: 0 m (rauf), 384 m (runter), max. Höhe: 2284 m (Bernina Pass)

Um wieder an das Wohnmobil zu kommen, in welchem Ulla am Campingplatz am Morteratsch -Gletscher bei Pontressina Urlaub gemacht hatte, nahmen wir von Poschiavo die Bahn. Wir fuhren über den Bernina-Pass am Piz Palü vorbei bis zur Diavolezza Talstation. Dort bestiegen wir unsere Bikes und rollten im immer dichter werdenden Regen bergab in Richtung Pontressina. Für die 5,64 km lange Strecke brauchten wir nur um die 10 Minuten, mussten aber an einem Bahnübergang anhalten. Wir denken, Volker allein weiß wie toll solch eine Abfahrt werden kann.

Fazit:

Tourdauer: 4 Tage
Gesamttourlänge: 197,29 km
Gesamtfahrzeit: 19 Std 46 Min
Fahrt bergauf : 4966 m
Fahrt bergab : 5265 m
Höchster Punkt: 2608 m

Dies war nun unsere erste Alpenüberquerung. Wir hatten bei der Tour einfach riesiges Glück mit dem Wetter. 3 Tage lang strahlte die Sonne und nur am letzten Tag war es bewölkt und regnerisch. Der Spaß-Faktor einer solchen Tour steht und fällt natürlich mit dem Wetter.

Wir wollten eine Tour fahren bei der genug Zeit bleibt die Landschaft zu genießen. Ohne Stress wollten wir unsere Etappenziele erreichen und auch abends noch Zeit haben das ein oder andere Bier zu trinken . Mit unserer Tour haben wir das geschafft. Wir kamen eigentlich immer am frühen Nachmittag an unseren Zielorten an und hatten genug Zeit in Ruhe zu duschen, unsere Klamotten zu waschen und die Städte anzuschauen.

Die Tour kann also allen Normalfahrern nur wärmstens empfohlen werden.

Die Etappen sind praktisch alle auch ohne ausgefeilte Fahrtechnik gut fahrbar – Ausnahme Fimberpass und Passo Val Viola; hier braucht man eher schon Klettererfahrung. Konditionell und kraftmäßig haben wir die Tour sehr gut überstanden. Da unsere Fahrtechnik eher mittelmäßig einzustufen ist haben wir doch öfter als im Roadbook beschrieben unser Bike geschoben. Ein Trail in den Alpen unterscheidet sich dann doch sehr stark von einem Trail im Pfälzer Wald. Auch muss man bedenken, dass durch Umwelteinflüsse zum Teil ganze Wege verschwinden können.

Das Roadbook stellte sich als absoluter Treffer heraus. Dank der sehr präzisen Angaben ist Verfahren fast unmöglich. Die Beschilderung der Wege ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Die Karten haben wir daher fast überhaupt nicht gebraucht. Weglassen sollte man sie aber dennoch nicht.

Durch unsere doch eher vorsichtige Fahrweise blieben wir während der ganzen Fahrt von Stürzen und Defekten verschont. Wir sind der Meinung, dass eine defensive Fahrweise dem Gelingen einer solchen Tour eher zuträglich ist. Es ist doch schon ganz schön nervig nach jeder Abfahrt erst mal einen Reifen zu flicken oder einen neuen Verband anlegen zu müssen.

 


Ischgl:  Hotel-Garni Alpenblick

Martin Kurz
6561 Ischgl – Haus Nr. 107
Tel.: 05444/5311, Fax.: 05444/5311-4
Preis: 25 €/ Person inkl. Frühstücksbuffet (Doppelzimmer)
Sehr günstiges und empfehlenswertes Hotel. Große Zimmer, super Frühstück,
Bikes stehen im Keller

Scuol:  Hotel Alpenrose

Preis: 66 SFr/ Person inkl. Frühstücksbuffet (Doppelzimmer)
Günstigeres Hotel. Kleine Zimmer, sehr gutes Frühstück
Bikes stehen in Garage

Rifugio Val Fraele: Rifugio Val Fraele

Familie Martinelli
Tel.: 0039-0342-902459
Preis: 45 €/ Person inkl. Halbpension (Doppelzimmer)
Einziges Hotel. Kleine Zimmer, aber super Abendessen und Frühstück
Bikes stehen in Garage; man trifft eigentlich immer Biker

 


 

Kleidung (im Rucksack):

  • Schuhe (für Abends) **
  • Regenjacke
  • Regenhose *
  • Biketrikot lang
  • Biketrikot kurz
  • Bikehose lang
  • Bikehose kurz
  • Funktionsunterhemd
  • Bikehandschuhe lang *
  • Socken (2 Paar) *
  • Had-Tuch *
  • Unterhose
  • Badehose *
  • Hose lang (mit Zip-off-Beinen)
  • T-Shirt lang
  • T-Shirt (2 Stück) *
  • Handy
  • Foto mit Filmen
  • Geld, Ausweis, Krankenversicherungskarte
  • Multivitamintabletten
  • Sigg-Flasche 1 Liter; Trinkflasche 0,75 Liter (am Rad)
  • Multivitamin-Riegel aus Aldi (6 Stück)
  • Plastiktüten (um alles wasserdicht zu verpacken)
  • Roadbook, Karten

Erste Hilfe: Hygiene:

  • Kompresse 10x10 cm (6 Stück) Zahnbürste, Zahnpasta
  • Mullbinde 8 cm breit (2 Stück) Duschzeug
  • Heftpflaster Sonnencreme
  • Desinfektionsmittel (Spray) Labello
  • Gesäßcreme (Mitosil) Taschentücher
  • Aspirin 500 (pro Tag 2 Stück) Handtuch
  • Paracetamol Kontaktlinsenmittel

Werkzeug (am Bike):

  • Fahrradpumpe
  • Schlauch
  • Flickzeug
  • Mantelflicken
  • Reparaturspeichen (2 Stück)
  • Schaltzug mit Überzug
  • Ersatzkettenglieder
  • Kettennieter
  • Inbusschlüssel
  • Kettenöl
  • Isoband
  • Taschenmesser
  • Schloss
  • Fahrradcomputer
  • Schutzbleche

Kleidung (am Körper):

  • Bikeschuhe
  • Socken
  • Bikehose kurz
  • Trikot kurz
  • Bikehandschuhe kurz
  • Had-Tuch
  • Bikehelm
  • Sonnenbrille
  • Höhenmesser

 

* wurde auf der Tour nicht benötigt, bzw. zuviel mitgenommen

** überflüssig