Eigentlich sollte es eine normale Glühweintour werden und eigentlich fing alles ganz harmlos an, aber der Reihe nach...
 
Nachdem der Termin der Tour dank Zeppi schon recht früh feststand und auch der Tourverlauf für alle dank Joggel zufriedenstellend geklärt war, trudelten die Memmen nach und nach am 12.12. am Bahnhofskiosk in Limburgerhof ein. Vor dem Start wollten alle noch einen Kaffee trinken. Alle? Nein, einer fehlte – Joggel. Wie Unkraut sprießen die Vermutungen über den Verbleib unseres Freundes:
 
Zu kalt? Unmöglich, das Thermometer zeigte 7°C an.
Zu nass? Unmöglich, der Regen hatte schon am Vorabend aufgehört.
Zu früh? Unmöglich, Joggel selbst hatte die Abfahrtszeit festgelegt
 
Wie wir so rätselnd und fragend mit dem Heißgetränk in der Hand da standen, kam plötzlich, wie aus dem Nichts Joggel mit rotglühenden Wangen angeradelt. Auf die Frage, warum er nicht mit den anderen Freunden zusammen gekommen ist, antwortete er lapidar: „Ich trinke morgens nie Kaffee!“.
 
Diese Aussage war dann an Klarheit nicht zu überbieten. Wir bestiegen alle den Zug Richtung Neustadt und sammelten unterwegs unseren Andreas ein. In Neustadt stießen dann auch Schorsch, Schlotti und Karl zu uns. Somit startete eine recht ansehnliche Truppe in die Glühweintour 2015:
  • Oli: mit elektrischen Fußwärmern ausgestattet
  • Steffen: mit prall gefülltem Rucksack
  • Joggel: mit Karte und Kompass ausgestattet
  • Zeppi: mit allerlei Schatzkarten
  • Jens: mit größter Motivation zum Jahresausklang noch ein paar Höhenmeter zu sammeln
  • Kurt: mit wenig Zeit
  • Bernd: mit voller Motivation
  • Andreas: mit ohne Katzenfell
  • Schlotti: mit der Hoffnung auf ein grünes Liteville unterm Weihnachtsbaum
  • Schorsch: mit geschätzten 200 Schnapspralinen
  • Karl: mit dem sonnigen Gemüt
  • Christian: mit Hardtail, statt Fully-Sänfte
Wie immer gab es in Neustadt keine Möglichkeit sich warmzufahren. Direkt vom Bahnhof, ging es steil hinauf Richtung Römerweg. Wir wollten schließlich zum Hambacher Schloss.
 
Eigentlich ist es normal, dass wir an Weggabelungen auf die Nachzügler warten, um dann gemeinsam weiterzufahren. So auch diesmal – doch dann kam Joggel mit hochrotem Kopf angefahren, blieb stehen, holte kurz Luft und teilte uns mit, dass er hier und jetzt seine aktive Bikelaufbahn beenden wolle. Ein Schock! Natürlich wurde kein Versuch unterlassen ihn umzustimmen und natürlich hatten wir Erfolg. Die Tour wurde einfach umgeplant. Statt den Weg über das Hambacher Schloss zur Hohen Loog zu nehmen, beschlossen wir Richtung Kaltenbrunner Tal zu fahren. Dies suggerierte Joggel: Ab jetzt geht es nicht mehr bergauf. Joggel ließ sich auf diesen Vorschlag ein und trat weiter tapfer in die Pedale. Ich denke, dass es ihm schon bald dämmerte, auf welche perfide List er da reingefallen war. Unaufhaltsam zog sich der Weg bergauf. Um der Mühe und der Plackerei zu entgehen, schaffe es Joggel sogar, dass sein Mantel von der Felge sprang. Dies sorgte zumindest für eine Reparaturpause, die allerding dank Andreas Reparatugeschick nicht allzu lang wurde.
 
Doch auch dieser Weg endete irgendwann einmal und das direkt am Bildbaum. Nun waren tatsächlich alle Höhenmeter gefahren. Weiter ging es Richtung Parkplatz Hahnenschritt und dann auf rutschigen Trails über glatte Wurzeln und Steine Richtung Totenkopfhütte. Dort sollte die erste ernstzunehmende Rast stattfinden.
 
Doch wie groß war unsere Enttäuschung. Die Fenster waren dicht verschlossen, die Tür verrammelt, die Hütte hatte zu. Auf einem kleinen Schildlein am Eingang fanden sich dann erklärende Worte „Winterpause“. Nun gut, im Pfälzer Wald ist die Hüttendichte ja doch recht hoch und so beschlossen wir nach der Einkehrmöglichkeit 1, der Hohen Loog, auch die Einkehrmöglichkeit 2, Totenkopfhütte, zu canceln. Immerhin gab es ja noch die Hellerhütte. Murrend folgte Joggel der Meute. Da der Weg doch recht kurz ist, erreichten wir schon nach wenigen Minuten die Hellerhütte und ja, sie hatte offen.
 
Wie glücklich war die Memmenschar, jetzt konnte der gemütliche Teil der Glühweintour beginnen. Schnell wurde ein großer Tisch okkupiert und überzählige Stühle zum Trocknen der Trikots am Ofen herbeigeschafft. Natürlich ging der ein oder andere Rucksack in diesem Gewusel verloren, worüber speziell der Schreiber dieser Zeilen recht ungehalten war. Aber nach zahlreichen Flüchen und Verwünschungen fand sich schließlich alles Verlorene wieder und die Aufregung wich der Gelassenheit. Man orderte die erste Runde Glühwein, der leider den verwöhnten Gaumen der Freunde nicht überzeugte. Aber bei frühlingshaften Temperaturen draußen und einem wohlige Wärme spendendem Ofen innen, durfte man direkt von Glühwein auf Pfälzer Schorle und Weizenbier umsteigen. Die Zeit verging wie im Fluge, Runde um Runde wurde gebracht und geleert, man war entspannt. Mittlerweile hatten wir auch beschlossen nicht mehr in die Kaltenbrunner Hütte einzukehren. Unser Abschluss sollte später auf dem Neustädter Weihnachtsmarkt stattfinden.
 
Mitten in diese gesellige Runde platzte plötzlich die Wirtin der Hellerhütte und überraschte uns mit dem Hinweis, dass Grand Malör am selben Abend noch hierher kämen um ihre private Weihnachtsfeier zu zelebrieren. Die Überraschung war noch größer als sie uns eröffnete, dass wir bitteschön unsere Plätze räumen sollten und ins 1. OG gehen sollten, da der Platz gebraucht wurde. Den Höhepunkt der Überraschung war aber, als sie ebendiese Forderung mit einem Tablett leckerster Spirituosen Nachdruck verlieh. Dem konnten und wollten wir nicht widerstehen, nahmen das angebotene Schnäpschen dankend an, lehnten aber den Platz im Obergeschoß ab. Da es draußen nun auch schon dunkel war, wollten wir uns auf den Weg nach Neustadt machen. Glücklicherweise konnten wir Andreas davon abhalten in den Emil-Ohler-Pfad einzubiegen.
 
Eigentlich eine vernünftige Entscheidung. Der Fahrweg im Dunkeln, bei Nässe und mit dem Promillegehalt war wohl besser.
 
Eigentlich sollte die Abfahrt problemlos machbar sein, aber nachdem die Hälfte der Gruppe die Kaltenbrunner Hütte erreicht hatte, warteten wir ungewöhnlich lang auf den Rest der Gruppe. Joggel zog es vor sich auf den Boden zu legen, wohl um die Wartezeit zu verkürzen. Nach einigen Minuten machten wir uns leicht beunruhigt auf den Weg nach oben um nach dem Rechten zu schauen. Glücklicherweise kamen uns schon bald unsere Freunde wohl behalten entgegen. Schorsch hatte unterwegs sowohl seine Lampe, als auch seine feinmotorische Geschicklichkeit bei der Montage eben dieser verloren. Laut Aussage von einzelnen Personen schien auch Steffen was verloren zu haben. Nämlich das Gleichgewicht und somit auch den Boden unter den Füßen.
 
Eigentlich sollte diese Episode als Warnung gereicht haben, aber es kam dann doch anders. Nachdem jetzt alle Memmen an der Kaltenbrunner Hütte versammelt waren, legte sich Joggel noch einmal hin. Ob er den Kumpels demonstrieren wollte, wie es beim ersten Mal ausgesehen hatte, blieb sein Geheimnis. Als dann alle wieder auf den Beinen waren ging es auf der Straße weiter nach Neustadt.
 
Eigentlich hätten wir hier alle zusammen bleiben müssen. Die Abfahrt ist ja nicht schwer, die Straße war mittlerweile trocken, Gegenverkehr war um diese Uhrzeit nicht zu erwarten. Wie groß war jedoch unsere Überraschung, als wir in Neustadt feststellen mussten, dass nicht alle Freunde da waren. Dann der Anruf von Jens. Steffen ist bei der Abfahrt gestürzt und hat sich wohl an der Schulter verletzt. Man wolle etwas später nachkommen. Und so kam es dann auch. Schon wenige Minuten später trafen die Freunde auf dem Weihnachtsmarkt ein. Steffen mit gequältem Lächeln, die anderen mit getrübter Stimmung. Der Abschluss-Glühwein hatte einen leicht bitteren Beigeschmack.
 
Eigentlich wollten wir dann nur noch nach Hause fahren. Steffen wurde von Oli und mir noch direkt zu Hause abgeliefert. Aber auch Karl wollte hier nicht nachstehen. Eigentlich hätte er es wissen sollen, mit Schulterverletzungen ist nicht zu spaßen. Aber er konnte es nicht lassen und stürzte sich von seinem Rad direkt auf einen an der Straße stehenden Findling. Glücklicherweise kam er mit einem blauen Fleck davon.
 
Und heute, nur wenige Tage nach der Tour mach ich mich auf und besuche unseren Steffen im Krankenhaus. Leider hatte er nicht so viel Glück. Bei seinem Sturz brach er sich die Schulter und musste sich diese operieren lassen. Dies ist das bittere Ende der diesjährigen Glühweintour.
 
Diese Tour war hart am Limit.
 
Mit dem Hardtail durch den Wald zu fahren ist definitiv hart am Limit
 
Unser Joggel war zumindest in den Anfangssteigungen hart am Limit
 
Die Stürze waren hart am Limit – zum Glück ist nicht mehr passiert
 
Alles in allem aber war es eine tolle Tour mit tollen Freunden. Ich hatte wie immer viel Spaß und freu mich wie ein Schnitzel auf die nächste Glühweintour – diesmal aber nicht so hart am Limit.
 
Allen Freunden und ihren Familien wünsch ich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch (hihihi) ins neue Jahr. Steffen, dir wünsch ich eine schnelle Genesung.
 
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