Es gab in der Vergangenheit schon immer ein Kampf der verschiedenen Systeme. Man denke an das Videosystem VHS und Video 2000, iOS gegen Android, Scheibenbremse gegen HS33 Felgenbremse, Shimano gegen SRAM und, und, und. Aktuell tobt der Kampf e-Bike vs. Bio-Bike. Dieser Bericht soll einen subjektiven Einblick geben, wie sich die beiden Systeme bei einer 2-Tages-Tour im Pfälzerwald schlagen.
Angetreten zu dem Vergleich waren die e-Biker Joggel (Canyon) und Michael (Cube). Demgegenüber standen die Bio-Biker Thomas (Cube) und Christian (Canyon). Leider war die Gruppe diesmal etwas kleiner, da die restliche Memmenschar wegen häuslicher Umbauarbeiten bzw. unbedachter Familienurlaubsplanung ausschieden. Die Planung der Tour übernahm Joggel. Es sollte in Weißenburg losgehen und das Etappenziel war der Bethof in der Nähe von Lauterschwan. Am zweiten Tag sollte es dann vom Bethof zum Bahnhof nach Winden gehen. Die Vorgabe war maximal 60 km und nicht mehr als 1500 Hm am Tag.
Am 21.06.25 ging es dann los. Traditionell trafen wir uns am Bahnhof Limburgerhof, um mit der S-Bahn über Neustadt nach Weißenburg zu fahren. Zur Stärkung gab es dann erst mal einen Kaffee im Bahnhofskiosk. Und schon zeigte sich der erste Unterschied zwischen e-Bike und Bio-Bike. Während Thomas und ich unsere leichten Bikes mühelos mit einer Hand die Treppe zum Bahnsteig runter und hochtragen konnten und unseren heißen Kaffe in der anderen Hand halten konnten, musste Michael und Joggel hier den Aufzug nehmen.
Bio-Bike vs. E-Bike: 1 : 0
Die Bahn kam pünktlich und der Umstieg in Neustadt klappte problemlos. Wir freuten uns schon auf die leckeren Croissants in Weißenburg. Doch kurz vor Landau ertönte dann die Durchsage, dass der Zug wegen eines technischen Fehlers nicht weiterfahren könne. Alle müssen aussteigen und einen späteren Zug nehmen. Wahrscheinlich hatte der Zugführer noch nicht seine Duolingo-Französisch-Lektion erfolgreich abgeschlossen oder einfach den Personalausweis vergessen. Diese Aktion bedeutete für uns einen einstündigen, ungeplanten Aufenthalt in Landau. Thank you for travelling with Deutsche Bahn. Nach einer Stunde ging es dann weiter und wir erreichten Weißenburg. Wir beschlossen auf den Kaffee zu verzichten, nicht jedoch auf das Croissant. Michael, dessen Schul-Karriere am spätesten geendet hatte durfte in der Boulangerie unsere Verpflegung holen. Croissant au chocolat, Croissant aux almonde et pain au chocolat. War richtig lecker, aber leider mussten wir zügig weiter.
Von Weißenburg (200 Hm) ging es zunächst innerhalb von 10 km hoch zum Rifuge de Pigeonnier auf 480 m ehe wir den ersten Gipfel mit 570 m Höhe nach 13 km erreichten. Leider mussten wir von der vorgegebenen Route abweichen. Laut Komoot sollte hier ein traumhafter Trail sein. War auch so, aber leider handelte es sich um einen Downhill-Trail und wir mussten den Weg hinauf. Das war natürlich nicht möglich, da die Gefahr einer Begegnung mit einem Downhiller nicht unbedingt in unserem Interesse lag. Es erfolgte dann eine tolle Abfahrt nach Col du Pfaffenschlick (430 m). Leider waren wir auch hier zum Umplanen verdammt. Der Weg führte durch militärisches Sperrgebiert. Und auf einmal standen wir vor einer abgerissenen Brücke, die eine ca. 5 Meter tiefe und 20 m breite Schlucht überspannen sollte. Der Weg war hier zu Ende. Glücklicherweise fanden wir einen tollen Trail entlang der Schlucht hinab zur Strasse. Nun stand der zweite Aufstieg auf dem Programm. Innerhalb von 2 km kletterten wir wieder 100 Höhenmeter nach oben. Hier zeigte sich der Vorteil des e-Bikes. Während der Bio-Biker schwer atmend die Steigung von bis zu 18% nahm, pedalierte der e-Biker an dieser Stelle locker plaudernd hoch.
Bio-Bike vs. E-Bike: 1 : 1
Weiter ging es dann abwärts über den Hochwald Nord Radar Downhill in Richtung der Maginot Linie. Dieser Downhill war richtig super, sehr flowig und super zu befahren. Die Maginot Linie ist ein aus Bunkern bestehendes Verteidigungssystem entlang der französischen Grenze. Da wir das Ligne Maginot Museum schon in der Vergangenheit besucht hatten, fuhren wir angesichts der vorrückenden Mittagszeit weiter Richtung Lembach. Wir kehrten im Restaurant A l’Arbre Vert (Der grüne Baum) ein. Ein uriges Restaurant mit typisch Elsässer Speisen. Joggel wollte einen gemischten Salat bestellen. Der Wirt meinte nur lakonisch, dass es sowas nur „drüben in Deutschland“ geben würde. Im Elsass gäbe es keinen gemischten Salat. Somit bestellte Joggel einen Rohkost-Teller, der aus grünem Salat, Weißkrautsalat, Tomaten, Karotten und Gurken bestand, die mit einer Vinaigrette abgeschmeckt wurde. „Die spinnen, die Elsässer“. Unsere Fahrtstrecke betrug bis hierher 26 km. In Summe wollten wir rund 60 km fahren. Jetzt zeigte sich der Nachteil eines e-Bikes. Michael begann zu rechnen und stellte fest, dass sein Akku wohl nur noch 30 km Reichweite hatte. Er hatte Sorge, dass er kurz vor dem Ziel ohne Strom liegen bleibt. Daher beschloss er zusammen mit Joggel, die Route abzukürzen und direkt über breite Wege nach Niederschlettenbach zu fahren. Der Nachteil e-Bike ist somit die begrenzte Reichweite der Akkuladung.
Bio-Bike vs. E-Bike: 2 : 1
Thomas und ich jedoch hatten noch genug Power und folgten der vorgegebenen Route. Wir verabschiedeten uns am Camping du Fleckenstein und Joggel und Michael fuhren den breiten Weg über den Gimpelhof zum Col du Litschof und weiter auf der Strasse nach Niederschlettenbach. Die Bio-Biker nahmen den Weg hoch zur Burg Fleckenstein. Runter ging es über den Köhlerweg Richtung Col du Litschhof. Weiter ging es nach Nothweiler und hoch zur Bobenthaler Hütte. Jetzt folgte die Abfahrt nach Niederschlettenbach. Schon ziemlich unten, blieb ich dann irritiert stehen. Das letzte Stück sollte über einen Trail gehen und nicht über den breiten Forstweg. Doch leider war kein Trail zu erkennen. Glücklicherweise war Thomas entweder zu erschöpft, um zu protestieren, oder er war so wie ich im Abenteuer-Modus. Wir bogen beide einfach mal der angezeigten Richtung folgend ab und betraten die grüne Hölle. Meine Hoffnung war, dass der Weg vielleicht doch zu erkennen oder erahnen war. Diese Hoffnung wurde natürlich brutal zerstört. Ein Fahren war in den ca. 1,2 m hohen Pflanzen definitiv nicht möglich. Wir mussten unsere Bikes durch das dichte Dickicht hinabschieben. Zum Glück stießen wir nach rund 400 m auf den Hauptweg und konnten unsere Fahrt fortsetzen. In Niederschlettenbach trafen wir dann wieder auf Michael und Joggel, die es sich auf der Terrasse des alten Schulhauses bei einem kühlen Weizenbier haben gut gehen lassen. Gemütlich radelten wir auf dem Radweg parallel zur L490 an der Burg Berwartstein vorbei nach Erlenbach. Kurz hinter Sägmühle begann der letzte Anstieg hoch zur Keeseckhütte. Danach ging es durch das große Finstertal Richtung Lauterschwan und die letzten Meter hoch zum Bethof. Zum Glück war Joggel für die Tourplanung verantwortlich. Die Strecke hoch zum Bethof folgte nämlich dem Wanderweg und die letzten 20 Höhenmeter waren Treppenstufen. Ein Fahren war unmöglich, so musste das Bike mühsam den steilen Pfad hochgeschoben werden. Hier zeigte es sich, dass die Bio-Bikes wesentlich leichter hochzuschieben waren als die e-Bikes mit Schiebehilfe.
Bio-Bike vs. E-Bike: 3 : 1
Nach 58 km erreichten wir unser Ziel den Bethof. Die erste Etappe war gemeistert. Wir saßen in der Abendsonne und genehmigten uns erst mal ein kühles Weizenbier. Nachdem wir frisch geduscht waren, gab es ein leckeres Abendessen und, als die Tagesgäste gegangen waren, gab es noch einen polnischen Schnaps vom Wirt. Ein schöner Tag ging zu Ende.
Tourdaten: 58,37 km, 4h 38 min, 12,55 km/h Schnitt, 1150 Höhenmeter
Der zweite Tag begann wie der Vortag mit blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein. 3 von 4 Memmen hatten gut geschlafen. Einzig Michael flüchtete in der Nacht wegen Joggels Atemgeräuschen. Michael fand ein freies Zimmer und kaperte es kurzerhand. Er meinte aber, dass er das Zimmer am Morgen gewissenhaft aufgeräumt und wieder hübsch gemacht hat. Am Vorabend hatten wir mit der Wirtin unser Frühstück für 8:30 Uhr bestellt. Als wir in den Gastraum kamen, wurden wir mit einem reichhaltigen Frühstück empfangen. Es gab Wurst, Käse, gekochte Eier, Marmelade, Nutella und Joghurt. Zu Guter Letzt gab es dann für jeden noch ein Stück Kuchen. So gestärkt konnten wir in den zweiten Tag starten. Unsere e-Biker stellten im Brustton der Überzeugung fest, dass der Akku ganz sicher am Vortag gereicht hätte und dass sie heute die Runde mit voller Unterstützung fahren können. So vorgewarnt ging es dann los.
Vom Bethof aus ging es zunächst moderat über die K11 und dann parallel zur L493. Hier führte und dann ein schmaler Trail hoch zur Silzer Linde. Im Anschluss ging es einen tollen Trail hinab nach Silz. In Silz trafen wir auf die Tour 8 des Mountainbikepark Pfälzerwald und folgten dem Weg hoch zum Kahlen Kopf. Eine wahrliche Tortur, die Steigung erreichte zweitweise 18% und das bei jetzt schon über 30°C. Hier verliesen wir die MTB Tour und fuhren nach Waldrohrbach ab. Weiter ging es quer durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald – Vosges du Nord nach Stein. Im Anschluss begann der beschwerliche Aufstieg zum Vogelskopf und eine Abfahrt zur L493 hinunter. Jetzt waren wir wieder am Fuße des Aufstiegs zur Silzer Linde angelangt. Unter lautem Protest ging es wieder die gut 120 Höhenmeter hoch. Das Schlimmste lag hinter uns. In rasantem Tempo ging es die nächsten 5 km stetig bergab, an der Forsthütte Taubenbühl und Augspurger Mühle vorbei Richtung Bad Bergzaben. Jetzt kam nur noch der wirklich allerletzte Anstieg zum Liebfrauenberg. Der Pfälzerwald lag nun hinter uns. Wir radelten gemütlich über Kapellen-Drusweiler nach Oberhausen, wo wir in einem Weingut unseren Durst mit einem dünnen Schorle stillten. Weiter ging es über Hergersweiler nach Winden. Wir hatten unser Ziel erreicht, die Tour war beendet.
Tourdaten: 47,41 km, 3h 34 min, 13,26 km/h Schnitt, 858 Höhenmeter
Als Fazit lässt sich feststellen, dass es mal wieder eine super-schöne Tour war. Vielleicht ein wenig zu viele Abfahrten auf breiten Forstwegen. Der Trailanteil war aber trotzdem super. Der Bethof ist als Übernachtungsmöglichkeit weiterhin empfehlenswert. Essen und Service ist spitze. Bleibt nur noch das Fazit für den Vergleich zwischen e-Bikes und Bio-Bikes. Aus meiner Sicht ist auf dieser Tour das Bio-Bike klar im Vorteil. Das geringere Gewicht und die nicht vorhandene Reichweitenbegrenzung sind unschlagbar. Der Vorteil des schnelleren Bergauf-Fahrens kann nur bedingt punkten, da wir eigentlich nie Zeitdruck hatten. Was aber in jedem Fall ein Vorteil ist, die Freunde, die nicht mehr 100% fit sind, können wieder mit uns Touren fahren. Das war dann wirklich das Highlight.
Ich freu mich schon jetzt auf unsere nächsten Touren






















