Wir schreiben den 26. November. Während die globale Erderwärmung neue Temperaturrekorde für den November aufstellt, treffen sich einige Memmen zur traditionelle Glühwein-Tour. Schierker hätte ich die Winterhose angezogen. Aber schon auf dem Weg zur Bäckerei am Morgen konnte man getrost auf leichte Kleidung zurückgreifen. So trafen sich also die Memmen um 10 Uhr am Bahnhof Limburgerhof.
Leider fehlte die ein oder andere Memme. War es hier ein Kratzen im Hals und eine laufende Nase, die die Teilnahme stoppte, war dort die Angst vor einer Erkältung (das Wetter ist zu warm und nicht kalt genug - meine Funktionskleidung geht nur bis 5°C und dann wieder erst ab 20°C - ich würde mich also wahrscheinlich erkälten, und außerdem ist mein Katzenfell immer noch ausgedehnt) der Grund für eine Absage. In jedem Fall schmerzte mich das Fehlen der Beiden. Schierker hätten wir den Ausstieg in Neustadt verpaßt. Dank der professionellen Tourleitung aber konnten wir alle an der richtigen Station den Zug verlassen. Wie schon bei den Memmentouren üblich wurde auf ein Einrollen komplett verzichtet. Vom Bahnhof Neustadt ging der Weg direkt senkrecht den Berg hinauf Richtung Hambacher Schloß. Schon frühzeitig zeigte sich, dass bei den milden Temperaturen das kurze Trikot der Windstopperjacke vorzuziehen war.
Mit Diamanten auf der Stirn und vollgeschwitzten Schuhen erreichten wir relativ locker die Hohe Loog. Dort wurde für Einzelne der erste Glühwein geordert. Doch halt: Bei Temperaturen von nahezu 20°C gab es keinen Glühwein; statt dessen wurde hurtig auf Weinschorle umdisponiert ("Ich hab Durst bin von der Rolle, ich trink saure Rieslingschorle" Grabowski). Andere Memmen dagegen haben sicherheitshalber mal nur eine saure Apfelschorle getrunken – folgte ja eine kniffelige Abfahrt in Richtung Hahenschritt, Totenkopfhütte. Schierker wäre es ja auch bei Allen auf der Abfahrt gut gegangen. Steffen N. jedoch machte mal wieder seinem Ruf als Abflieger alle Ehre. Auf der zugegeben schwer zu fahrenden, da mit nassem Laub, glitschigen Wurzeln und abgesetzten Felsen gespickten Strecke war dann für Steffen Schluß. Er warf zuerst sich und dann sein Bike vor den fassungslosen Augen einer älteren Wanderin den steilen Berg hinunter ("Da kommt ja der letzte – ach Gott, eben is der Arme de Berg nunner gfalle !!!"). Nach wenigen Minuten war der Arme dann vom Laub befreit wieder in unserer Mitte und die Fahrt konnte weiter gehen. Totenkopfhütte voraus !
Schierker hätten wir dann keinen Platz mehr in der Hütte bekommen. Aber ein letzter Tisch in der letzten Ecke der Hütte war dann doch noch frei. Leicht muffelnd tranken wir dann eine weitere Schorle. Diesmal alle eine Weinschorle. Joggel packte dann auch endlich Weihnachten aus. Leckere Schokoherzen und Lebkuchen verbreiteten die erhoffte besinnliche Stimmung. Der Wein tat sein übriges dazu. Mittagszeit war allerdings auch hier nicht. Mit vollem Schokobauch verließen wir die Totenkopfhütte und radelten zur Hellerhütte.
Schierker haben wir dann dort zum ersten Mal getrunken. Beim Anstehen für das Mittagessen ("Aber ich hätte gern die zwei dickeren Knödel") sah ich dann das Schild: Schierker, 1,50 Euro. Sofort waren zwei davon für Oli und mich offeriert. Das Zeug schmeckte wie Ramazotti, gemischt mit Jägermeister. Und dazu zischte es auch heftig rein. Kurz bevor wir unsere Speise bestellen durften, gab uns dann der Wirt noch einen Schierker aus. Die Stimmung wechselte in Richtung besinnungslos. Nachdem dann alle – auch Joggel, der jedoch mit Verspätung – ihr Essen hatten und die ein oder andere Schorle getrunken wurde war die Stimmung schon nahe am 24. Dezember angelangt.
Natürlich hatte Oli der Verräter 3 Leberknödel von der Dame an der Essensausgabe bekommen und natürlich wurde mir der dritte Knödel verweigert, aber es war trotzdem lustig.
Es war mal wieder ein Erlebnis. Kopfschmerzen am Abend zum Trotz werden wir nächstes Jahr hoffentlich wieder eine Glühweintour machen.
Ach übrigens: Der Apotheker des kleinen Harzortes Schierke - Willy Drube - musste in den zwanziger Jahren regelmäßig raus, um die Verdauungsprobleme der Kurgäste nach allzu fetten Mahlzeiten zu lindern. Doch statt nur Magenpülverchen zu verabreichen, hatte der Apotheker eine einfache wie geniale Idee: Er behandelte nicht die Symptome, sondern bekämpfte mit einem von ihm selbst hergestellten Kräuter-Halb-Bitter die Ursachen. Schierker Feuerstein war erfunden! |
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