Immer wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden, wird es der Outdoormemme warm ums Herz. Die alljährliche Glühweintour steht an. Und nachdem der Termin schon im Sommer festgelegt wurde, sollte man davon ausgehen, dass eine große Schar an Memmen kommen würden.
Das Wetter schien im Vergleich zum Vorjahr diesmal zu passen. In den Wochen vor der Tour war es trocken und nur mäßig kalt. Ideal also für frisch geputzte Bikes und kälteempfindliche Finger. Doch leider änderte sich das Wetter just in der Woche der Tour. Statt Sonne und Trockenheit nur trübes Regenwetter. Statt angenehmer Temperaturen nur nasskalte Windböen. Nur kurz wurden Überlegungen angestellt das Bike gegen die Wanderschuhe zu tauschen. Diese Pläne wurden aber sofort verworfen.
So kam der 17.12., der Tag der Glühweintour. Eigentlich konnte nichts schief gehen. Treffpunkt der Maudacher Fraktion war – wie immer das Erdbeerhäusel. Das Bike war geputzt, gewartet und der Rucksack mit weihnachtlichen Leckereien gefüllt. Doch als der Schreiber dieser Zeilen 2 Minuten vor der vereinbarten Zeit am Erdbeerhäusel ankam war da nichts und niemand. Keine Freunde die schon warteten. Was war da los? Falscher Tag? Falsche Zeit? Falscher Treffpunkt? Nein, eine Spaziergängerin klärte mich auf, dass vor 5 Minuten mehrere Biker an ihr vorbei gekommen waren. Na prima, dann nichts wie los. Alleine, mit dickem Kopf von der Weihnachtsfeier vom Vortag begann also die Tour mit einem Sprint über 5 Kilometer von Maudach nach Limburgerhof. Wer solche Freunde hat...
Doch auch am Bahnhof in Limburgerhof kam es zu weiteren Irritationen. Kam mir da nicht ein Fußgänger entgegen, der unserem Joggel zum Verwechseln ähnelte? Richtig, es war Joggel. In legeren Jeans, Turnschuhen und vor allem ohne Bike humpelte er mir entgegen. Leider zwang ihn eine schmerzhafte Entzündung am Fuß die Tour abzusagen. Gutgemeinte Ratschläge weniger fettes oder rohes Fleisch zu essen und auf Purine zu achten quittierte er mit einem gezwungenen Lächeln. Zumindest verabschiedete er uns auf dem Bahnhof und winkte uns nach.
So machten sich also die Memmen Oli, Steffen, Michael, Jens, Lottel, Kurt und ich – Christian auf den Weg. Zwischendurch sammelten wir Andreas ein und in Neustadt trafen wir auf Schorsch. Die Memmen Dirk und Bernd hingegen zog es zu einem Tanzkränzchen in den Pfalzbau. Nun gut, jeder wie es ihm beliebt.
Schon in Neustadt musste ich dann meiner vorweihnachtlichen Lebensweise Tribut zollen. Ähnlich eines Bergzeitfahrens bei der Tour de France rasten Jens, Oli, Lottel und Steffen voraus. Nachdem Donnerstags ein Spieleabend und Freitags die geschäftliche Weihnachtsfeier in Heidelberg stattfand, war die erste Steigung eine Qual. Gehandicapt durch leichte Kopfschmerzen und einem Völlegefühl im Magen (es gab Truthahn, Lachs, Wildschweinschinken, Wein, Bier und diverse Wässerchen für danach) schleppte ich mich den Berg hinauf. „Warum nur?“, ging es mir durch den Kopf. Doch nachdem das Ärgernis angesprochen war, zeigten sich die Freunde einsichtig. Das Tempo wurde verringert und so erreichte die Gruppe komplett Lambertskreuz. Das übliche Unheil konnte seinen Lauf nehmen. Zunächst musste Lottels Sohn begossen werden. Laute Rufe „uff de Bu“ hallten durch die Hütte. Der erste Glühwein rann durch unsere durstige Kehle. Auch die jüngste Memme darf nicht vergessen werden. Danach spritzte Kurt, unser Senior, die Vaterfigur der Truppe auf und kam schon bald mit einem Tablett gefüllt mit Schorlegläsern an unseren Platz. „Nochmal uff de Bu, hoch die Eltern“. Die ganze Sache schien uns langsam zu entgleiten. Dominosteine, Spekulatius, Gummibärchen, Glühweintassen und Schorlegläser – all das füllte unseren Tisch. Die Wanderer an den Nachbartischen machten sich schon so ihre eigenen Gedanken. Aber nach einem leckeren Mittagsmahl machten wir uns gut gelaunt auf zur nächsten Station. In rasanter Fahrt ging es Richtung Benjental. Doch bei dieser Abfahrt spaltete sich die Gruppe. Waren die ersten noch vernünftig und zogen es vor die Strasse zum Forsthaus Benjental zu nehmen, wollten die Memmen Steffen, Andreas und Kurt den Trail direkt durch den Schlamm nehmen. Dumm nur, dass sie vorher nichts sagten. Denn die Vernunftsmemmen stellten schon bald fest, dass ein Teil der Gruppe fehlte. Hoffentlich nur ein Defekt und kein Unfall ging es uns durch den Kopf als wir den Weg wieder hinauf keuchten. Doch da war niemand. Ein böser Verdacht keimte in uns auf und dieser Verdacht wurde nur wenig später zur Gewissheit. Die Freunde hatten den vereinbarten Weg verlassen. Nun kamen sie uns entgegen. Doch so war auch geklärt, wer die nächsten Getränke bestellen durfte. Kaum zusammen in der Hütte angekommen stand auch schon der von Andreas georderte Glühwein dampfend vor uns. Und kaum war der Becher geleert lies sich Steffen ebenfalls nicht lumpen und bestellte die nächste Runde. Mittlerweile war uns schon ein bisserl schlecht. Glühwein und Weihnachtsgebäck satt – wie schön war das Leben. Doch ein Ende war immer noch nicht in Sicht. Weiter ging die Tour Richtung Neustadt. Gottlob immer nur bergab. Ein Bergauf wäre das Ende gewesen. Schließlich erreichten wir den Weihnachtsmarkt in Neustadt. Dampfend stellten wir unsere Bikes ab und drehten eine Runde. Dabei wurden wir angestarrt als kämen wir von einem anderen Stern. Mit eng anliegenden Radhöschen und windschnittigen Laiberln wirkten wir tatsächlich fremd. Doch das Gefühl verging rasch. Jens übernahm die nächste Runde und diesmal durfte weißer Glühwein unseren Geschmacksknospen ein Wohlgefühl erzeugen. Wie immer, kaum war der Becher leer, schon griff Oli das Leergut ab um es wieder zu füllen. Dornfelder-Glühwein war als nächstes dran. Und Zeppi versorgte uns schließlich mit frischen Mohrenköpfen. Jetzt war Hunger und Durst vorerst gestillt. Leider, oder zum Glück?, begann es kurz darauf zu regnen. Die gesellige Runde wurde so jäh unterbrochen. Rasch radelten wir zum Bahnhof wo wir Schorsch und später auch Andreas verabschiedeten. Doch wer glaubte dies sei das Ende der sah sich getäuscht. Im Zug noch wurde beschlossen ein kleines Abschiedsbierchen in Limburgerhof zu nehmen. So geschah es dann auch. Die letzte Runde des Jahres durfte ich dann ausgeben und so ging die Glühweintour eigentlich wie immer zu Ende. Leicht und beschwingt radelte man der Kälte trotzend nach Hause um dort direkt ins Bett zu fallen. Weihnachten konnte jetzt kommen.
Ich wünsche auf diesem Wege allen Memmen, Memmen-Frauen und Memmen-Kindern ein frohes neues Jahr.
Übrigens: der Termin für die nächste Glühweintour wurde auf den Samstag des 3. Adventwochenendes festgelegt. Also den Termin frühzeitig reservieren!!!